Erstellt von Xenia Frenkel

Wie gelingt das Weihnachtsfest ohne Streit?

Das Weihnachtsherz
Friedliche Weihnachten im Kreis der Lieben ist ein Traum für viele

Gerade an Weihnachten wünschen wir uns ein friedliches Fest, aber gerade dort gibt es oft Streit. | Foto: unsplash

Das große Familienfest ganz ohne Streit? Da hat die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Anjeli Goldrian von der Lebensberatung der Erzdiözese München und Freising Ideen

Leben jetzt: Wie können wir uns innerlich auf das Fest der Liebe vorbereiten?
Anjeli Goldrian: Jeder Mensch hat seine eigene Form. Manchen ist es wichtig, dass sie kontemplativ leben, sie möchten in der Weihnachtszeit ins Gebet gehen und lieber keinen großen Trubel. Andere drücken ihre Liebe aus, indem sie sechs Sorten Plätzchen backen und Geschenke besorgen. Am besten tut jeder, was zu ihm passt.

Lj: Weihnachten kann bei aller Freude ganz schön anstrengend sein. Ich frage mich jedes Jahr wieder, ob das so sein muss.
Goldrian: Es gibt kaum ein Fest, das mit so hohen Erwartungen und auch mit so vielen Vorbereitungen verbunden ist wie Weihnachten. Da wird oft schon wochenlang im Vorfeld gebacken, gebastelt, eingekauft, und je intensiver ich mich vorbereite, desto höher sind meine Erwartungen und desto größer der Stress. Um den zu vermeiden, empfiehlt es sich, schon im Vorfeld praktische Aufgaben unter den Familienmitgliedern und Gästen zu verteilen – und seine Erwartungen etwas runterzuschrauben.

Lj: Trotzdem ist es oft nicht ganz einfach, unterschiedliche Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.
Goldrian: Es hilft, das Fest auch zeitlich etwas zu strukturieren. Vor allem, wenn man nicht nur den Weihnachtsabend zusammen verbringt, klärt man am besten vorab, wer was macht, und, ganz wichtig, wie viel Zeit jeder für sich braucht. Für den einen sind schon zwei Stunden in dem ganzen Remmidemmi anstrengend. Der möchte sich zwischendurch vielleicht hinlegen, allein einen Spaziergang machen oder ein Bad nehmen. Jugendliche wollen oft noch ihre Freunde treffen. Ich finde, jeder darf ein kleines bisschen auch „Seins“ leben.

Lj: Plötzlich fällt eine unpassende Bemerkung, es gibt Streit. Wie kann man dafür sorgen, dass die Stimmung nicht kippt?
Goldrian: Wir alle sind mehr oder weniger in Reizketten-Reaktionen verhaftet: Wenn der patzig ist, patz ich zurück. Man kann sich aber auch sagen: „Okay, das war jetzt nicht schön, aber neben den materiellen Geschenken möchte ich uns das Geschenk machen, großzügig über eine nicht ganz so gelungene Bemerkung hinwegzuhören, nicht alles auf die Goldwaage zu legen“. Man kann nicht jeden Wesenszug ändern, der einem missfällt. Das gilt in Paarbeziehungen wie im Familienkreis und unter Freunden.

Lj: Das stimmt natürlich, nur manchmal ist man ja wirklich verletzt.
Goldrian: Oft hilft ein kleiner, kommunizierter Rückzug: „Ich geh mal eine halbe Stunde an die frische Luft.“ Oder, das sage ich als gläubige Christin, ich spreche ein inneres Gebet: „Lieber Jesus, mich haut’s gefühlsmäßig grad aus der Kurve. Bevor ich jetzt ganz garstig werde oder in Tränen ausbreche, hilf mir, mein Weihnachtsherz, jetzt, wo’s knifflig wird, zu behalten. Dass ich in der Liebe bleibe und meinen Ärger nicht an die anderen herantrage.“ Das bedeutet nicht, ernsthafte Konflikte unter den Teppich zu kehren. Die muss man besprechen, aber zu einem anderen Zeitpunkt. Am besten verabredet man sich nach den Feiertagen. Da gehen die Emotionen nicht mehr so hoch.

Mehr spannende Texte lesen Sie in unserer Zeitschrift

Zur Zeitschrift

Zur Rubrik

Die Beratungsangebote der Erzdiözese München und Freising verstehen sich als konfessionsübergreifend und unabhängig von Weltanschauungen. Einzel-, Paar- und Familiensitzungen sind kostenlos. Die Wartezeit beträgt etwa sechs Wochen.

Kontakt:
Rückertstraße 9
80336 München
Telefon: 089-54 43 11-0
Fax: 089-54 43 11-26
info@eheberatung-oberbayern.de

Teilen