Erstellt von Nadine Vogelsberg

Nur zur Weihnachtsmesse in die Kirche?

Eine Kirche im Winter
Zur Advents- und Weihnachtszeit hat die Messe eine besondere Anziehungskraft auf viele Menschen

An Weihnachten zieht es viele Menschen in die Kirche - oft zum ersten Mal im Jahr. | Foto: Andreas Kretschmer/Unsplash


 

Der Steyler Pater Anantham Antony SVD ist Pfarrer der Gemeinde St. Martin in Aulendorf, nördlich des Bodensees. Dort begleitet er seine Gemeinde durchs Jahr – und sieht, wie sich alljährlich zu Weihnachten die Kirchen füllen. Was macht das mit ihm?

Leben jetzt: Wird die Kirche zur Christmette voll in Aulendorf?
Anantham Antony SVD: Bei uns ist es an Weihnachten voll, wir haben seit einigen Jahren mehrere Gottesdienstzeiten und -orte, und es ist immer sehr gut besucht. Manchmal denkt man schon: Wunderbar, wo waren die Leute im restlichen Jahr? Aber es ist eine große Freude, sie alle zu sehen.

Lj: Woran liegt es, dass gerade an Weihnachten so viele Menschen in die Kirche kommen?
Antony SVD:
Es kann aus der Tradition der Familie kommen, zu Weihnachten zusammen in die Christmette zu gehen. Manche wollen dieses wunderbare Fest ohne Stress und Verpflichtungen feiern. Sie möchten einfach so sein können, wie sie sind, und diese besondere Botschaft, dass Jesus auf die Welt gekommen ist, wahrnehmen. Vor allem bei den jungen Familien merken wir, dass es eine Tradition ist, die sie ihren Kindern mitgeben wollen.

Lj: Freuen Sie sich, dass die Menschen wenigstens zu Weihnachten in die Kirche kommen, oder frustriert es, wenn Sie nur an Weihnachten kommen?
Antony SVD:
In meinen ersten Jahren als junger Kaplan war das für mich frustrierend, aber jetzt hat sich meine Perspektive geändert. Heute freue ich mich auf jede Begegnung. Der Wunsch ist natürlich, dass man sich öfters sieht und miteinander Gottesdienst feiert. Aber ich bin dankbar und froh für diejenigen, die wenigstens einmal im Jahr kommen.

Lj: Die vollen Kirchen zu Weihnachten machen Ihnen also durchaus Hoffnung?
Antony SVD:
Genau, ich habe die Hoffnung, dass die Menschen dann – und sei es nur punktuell – immer mal wieder kommen. Da ist es sehr wichtig, dass die Menschen wissen, dass sie in der Kirche nicht ausgeschimpft werden, sondern es ein einladender Ort ist, an dem sie sich zu Hause fühlen können, auch wenn sie nur einmal im Jahr kommen. Es ist ja immerhin ihr Wunsch und eine Entscheidung, dass sie ihr Haus verlassen und in die Kirche kommen, das ist ja nicht umsonst. Sie suchen etwas und möchten etwas mitnehmen, nämlich die Botschaft. Es ist mir wichtig, dass wir eine offene Kirche für die Menschen sind, die eine Sehnsucht haben. Es ist ein Fest der Hoffnung, und der Besuch der Menschen gibt mir auch Hoffnung für die Kirche.

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Katholische Kirchengemeinde in Aulendorf

Mehr zur Gemeinde von Pater Antony und seiner Arbeit finden Sie hier: stmartin-aulendorf.drs.de

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