Erstellt von Ulla Arens

Auf der Suche nach dem ewigen Leben

Wie das Reich Gottes aussieht, können wir uns nur vorstellen
Wie das Reich Gottes aussieht, können wir uns nur vorstellen

Was ist das ewige Leben? Was hält es für uns bereit? Viele Fragen und doch kein Wissen | Foto: shutterstock

Als Christen glauben wir an das ewige Leben. Doch was verstehen wir darunter und welche Konsequenzen hat diese Überzeugung für das Leben auf Erden? Einige Steyler haben sich dazu Gedanken gemacht

Das eine Leben

Das ewige Leben hat im Diesseits längst begonnen, meint Pater Norbert Cuypers SVD und erklärt, warum

Leben jetzt: Wann fängt das ewige Leben an?
Norbert Cuypers SVD: Es beginnt nicht – es ist. Denn es gibt nur das eine, das ewige, zeitlose Leben, ohne Anfang und Ende. Man kann es nicht trennen in ein „Hier und Jetzt“ und ein „Später“. Und es ist kein Ort, auf den man vertröstet werden sollte. Jesus hat gesagt: „Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.“ Und auch wir kommen alle aus dem Urmeer der Liebe Gottes und kehren nach dem Tod dahin zurück.

Lj: Welche Bedeutung hat dann unsere Gegenwart?
Cuypers: Es geht darum, das Leben jetzt zu vollziehen, sich einzuüben im Leben. Damit wir dann, wenn wir uns von diesem Leben hier verabschieden müssen, auf das Leben nach dem Tod vorbereitet sind. Das heißt auch: Wenn wir glauben und darauf vertrauen können, dass wir das ewige Leben auch jetzt schon leben, tragen wir eine große Verantwortung.

Lj: Wofür tragen wir die?
Cuypers: Für das eigene Leben und das der anderen. Denn wir leben hier auf Erden das ewige Leben, indem wir uns einsetzen für unsere Familie, unsere Mitmenschen, für Benachteiligte, für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Wenn ich weiß, dass wir alle aus dem Urmeer der Liebe Gottes kommen, kann ich nicht anders leben und die Natur für die kommenden Generationen zerstören. Dann muss ich auch Menschen ernst nehmen und mich für sie engagieren, die anders denken, anders fühlen, anders aussehen.

Lj: Wie können wir uns das ewige Leben verdienen?
Cuypers: Diese Frage ist typisch für den Leistungsgedanken unserer Gesellschaft. Ich muss mir das ewige Leben nicht „verdienen“, keine Rabattmarken dafür sammeln. Es ist ja längst da. So wie eine Steckdose, auf der Strom ist. Ich muss nur glauben, dieser geschenkten Gnade vertrauen, sie annehmen und dann den Stecker reinstecken. Damit die Beziehung zu Gott bereits steht, wenn es für uns ernst wird.

Trost und Hoffnung

Nimmt die Vorstellung des ewigen Lebens die Angst vor dem Tod? Bei Pater Franz Helm SVD, der sehr schwer erkrankte, war das so

Als ich dachte, sterben zu müssen, hatte ich Angst. Nicht vor dem Tod, sondern vor möglichen Schmerzen. Fest daran zu glauben, dass es weitergeht, zu wissen, dass ich zu Gott gehe, tröstete mich. Ebenso wie die Rosenkranzgebete der Ordensschwester an meinem Krankenbett, als ich selbst zum Beten nicht mehr in der Lage war. Ich blickte dankbar zurück auf mein Leben, fühlte mich versöhnt und zufrieden, weil ich spürte, dass es Sinn gemacht hat. Kürzlich formulierte ein Mitbruder für die eigene Todesanzeige sogar folgenden Satz: ,Voller Freude darf ich Ihnen mitteilen, dass sich mein Leben vollendet hat.‘ Das berührte mich tief.

Im Umkehrschluss heißt das natürlich nicht, dass Christen, die den Tod fürchten, nicht richtig glauben. Natürlich darf man Angst vor dem Tod haben. Naturgemäß haben wir immer Angst vor dem, was wir noch nicht kennen. Aber zu glauben, dass wir nicht in ein Nichts fallen, sondern hinübergehen in eine andere Qualität von Leben, macht Hoffnung, kann uns Menschen das Loslassen und Sterben leichter machen und die Angst zumindest ein Stück weit nehmen. Für die Angehörigen wiederum ist es ein Trost.

Das „Sein“ in der Ewigkeit

Pater Thomas Heck SVD über seine Vorstellung des Lebens nach dem Tod

Da ist natürlich viel Platz für Spekulation, wenn es um das Leben nach dem Tod geht. Sicher ist für mich nur: Wir werden in Einheit mit Gott leben. Und so wie Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, werden auch wir leiblich im Himmel sein. Nicht mit unserem irdischen Körper, der ist vergänglich, sondern mit unserem spirituellen. Alles, was wirklich in Liebe geschieht, wird in unsere ewige Präsenz hinein fortdauern. Während wir uns in unserem irdischen Leben über das ,Tun‘ definieren, wird es nach dem Tod um das ,Sein‘ gehen. Denn in der Ewigkeit existiert keine Zeit. Ich glaube auch, dass wir nach dem Tod geliebte Menschen wiedertreffen. Davon zeugen viele Schilderungen von Nahtoderfahrungen. Die Wissenschaft kann diese Bilder zwar inzwischen neurologisch verorten, deshalb müssen sie ja aber keine Täuschung sein.

Weil Gott die Liebe ist, können wir dahin nichts mitnehmen, was in unserem irdischen Leben nicht mit Liebe erfüllt war. Das bedeutet, wir werden, wenn es zum Übergang geht, eine Reinigung erfahren. Das heißt für mich, wir müssen uns innerlich all den Situationen stellen, in denen wir nicht liebevoll, sondern aus niederen Beweggründen gehandelt haben. Diese Rückschau schmerzt, brennt. Vielleicht ist es das, was man als Fegefeuer bezeichnet.

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