Erstellt von Norbert Cuypers SVD

Einsiedler Pater Cuypers über sein Leben als Steyler Missionar

Gelbe Blume wächst aus dunkler Erde
Seit fünf Jahren lebt Pater Norbert als Eremit. Und doch bleibt er missionarisch tätig – verwurzelt im Glauben, offen für die Menschen

Missionar und Eremit – für Pater Norbert kein Widerspruch. Seine Berufung wächst aus der Tiefe, still und lebendig wie diese Blume | Foto: Adobestock

150 Jahre Steyler Missionare – und Pater Norbert feiert mit: Seit 40 Jahren gehört er dazu. Heute lebt er als Eremit im Südsauerland – und bleibt doch Missionar. Für ihn kein Widerspruch, sondern Berufung. Das eine tun und das andere nicht lassen

Im Oktober dieses Jahres wird es genau 40 Jahre her sein, dass ich meine ersten Versprechen Gott und meiner missionarischen Ordensgemeinschaft gegenüber gemacht habe. Es war und ist für mich immer noch ein Ja zum Leben, ein Ja zur Freiheit und ein Ja zur Liebe. Als Steyler Missionar habe ich es im Laufe der vier Jahrzehnte auf unterschiedlichster Art und Weise zu leben versucht: als Lehrer und Kaplan im Westlichen Hochland von Papua-Neuguinea, als Spiritual in einem Priesterseminar in Österreich oder als Leiter des deutschsprachigen Noviziates in Berlin. Wo immer ich im Einsatz war: ein geistliches Leben einerseits und eine gesunde Beziehung zu den Menschen, mit denen ich mein Leben teilte, andererseits, waren mir stets wichtig. Seit nunmehr fast fünf Jahren lebe und wirke ich schließlich mit der Zustimmung meiner Gemeinschaft als Eremit in einer Klause. Seit über zwei Jahren berichte ich monatlich darüber in dieser Kolumne.

Mitglied einer missionarischen Ordensgemeinschaft und Leben als Eremit: viele Menschen fragen mich, wie das zusammengeht und ob das nicht ein Widerspruch ist. Viel müsste man jetzt darüber nachdenken, was einen Missionar ausmacht, und was ein Eremit eigentlich ist. Über beide Lebensformen gibt es leider immer noch klischeehafte Vorstellungen, die nicht weiterhelfen. Ein Missionar ist auf alle Fälle mehr als nur ein frommer Sozialarbeiter in der Welt, der möglichst viele Menschen bekehren will – und ein Eremit ist weit mehr, als ein weltabgewandter Sonderling, der den ganzen Tag nur betet, aber sonst keine Ahnung hat vom wahren Leben in der Welt. Meine Erfahrung der letzten Jahre zeigt mir, dass sich beide Lebensentwürfe nicht zwangsläufig ausschließen. Sowohl als Missionar als auch als Einsiedler setze ich mich für die Lebensimpulse Jesu ein, die ich in der Bibel finde – sei es durch meine Medienarbeit, die in den stillen Stunden der Klause ihren Platz hat oder auch in der seelsorglichen Begleitung von Menschen vor Ort. Allerdings ist es auch richtig, dass ich heute der intensiveren Suche nach innerer Ruhe und stillem Gebet einen größeren Raum gebe als vielleicht noch vor Jahren.

Auch, wenn mein jetziger Lebensstil gegenüber meinen früheren Einsätzen einen etwas mehr beschaulicheren Akzent hat, verstehe ich mich weiterhin als Missionar. Vielleicht hilft in diesem Zusammenhang das chinesische Symbol von Yin und Yang weiter. Das Bildmuster zeigt das schwarze Yin und das weiße Yang als zwei aufeinander bezogene Kräfte, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen, wie beispielsweise männlich und weiblich, Himmel und Erde, Ruhe und Bewegung. Und so verstehe ich auch mein eremitisches Leben als Missionar: Beten und Arbeiten, Kontemplation und Aktion täglich neu im ausbalancierten Maß. So, wie es Jesus auch getan hat: er war mitten unter den Menschen, hat geholfen und geheilt. Er hat sich aber auch immer wieder in die Einsamkeit zurückgezogen, um die Beziehung mit seinem Gott zu pflegen. Und genau darum geht es mir als Steyler Missionar in der Klause: das eine tun und das andere nicht lassen.

Mehr spannende Texte lesen Sie in unserer Zeitschrift

Jetzt abonnieren

Zur Rubrik

Sie wollen den Steyler Pater in der Einsiedelei besuchen? Norbert Cuypers SVD ist nachmittags immer gerne für Sie da. Sie finden ihn hier.

Teilen