Erstellt von Melanie Fox

Andreas Kieling: „Ich will die Menschen für die Natur begeistern“

Andreas Kieling: „Ich will die Menschen für die Natur begeistern“
Andreas Kieling: „Ich will die Menschen für die Natur begeistern“

Beim Tierfilmen benötigt Andreas Kieling viel Zeit und Geduld. | Fotos: Andreas Kieling/ZDF; Lea Goldbger/ZDF

Vom Bergland Kenias bis auf die Berge Alaskas: Der Abenteurer und Tierfilmer Andreas Kieling besucht Braunbären und Walhaie, aber auch Ameisenpopulationen. Uns hat er von seiner Begeisterung für die Natur erzählt.

Leben jetzt: Sie sind Naturfotograf und Dokumentarfilmer. Was treibt Sie an?
Andreas Kieling: Ich will die Menschen für die Natur begeistern. Und damit auch für den Naturschutz, denn der liegt mir sehr am Herzen.

Lj: Mehrere Monate im Jahr sind Sie auf Expeditionen und Drehreisen rund um den Globus unterwegs, meistens in dünn besiedelten Gegenden.
Kieling: In diesen unendlichen Weiten spielt der Mensch nur eine Nebenrolle. Lebt man in der Natur, bekommen Werte wie Demut und Ehrfurcht eine ganz andere Bedeutung. In unserer menschlichen Zivilisation haben wir sie ja leider oft komplett verdrängt.

Lj: Und was ist Ihr Heimathafen, den Sie immer wieder gerne anlaufen?
Kieling: Die Eifel. Dort habe ich die längste Zeit meines Lebens verbracht, dort fühle ich mich wohl. Aber ich bin auch nach wie vor sehr gerne im Thüringer Wald, im Hainich – und gerade in meinem jetzigen Lebensalter erinnere ich mich oft und gerne an meine Kindheit.

Lj: Sie könnten überall leben. Warum haben Sie sich ausgerechnet für Deutschland entschieden? Und da ausgerechnet für ein Mittelgebirge wie die Eifel?
Kieling: An Mitteleuropa mag ich, dass sich dort alte gewachsene Kultur mit Naturlebensräumen vermischt. Nehmen wir einen Lebensraum wie beispielsweise das Obere oder Mittlere Rheintal: Dort gibt es Burgen aus dem Mittelalter und historisch gewachsene Städte – und daneben leben dort auch bestimmte Tier- und Pflanzenfamilien, die sich ebenfalls schon vor langer Zeit dort angesiedelt haben. Diese Mischung ist faszinierend!

Lj: Sie sind ein lebendes Paradox: ein Naturschützer, der durch die ganze Welt fliegt, um auf die Dringlichkeit von Naturschutz aufmerksam zu machen. Umweltfreundlich ist das nicht gerade.
Kieling: Das stimmt, und ich sehe das auch durchaus kritisch. Mein ökologischer Fußabdruck ist sicherlich nicht der beste. Aber auch wenn die Natur meine Leidenschaft ist, fliege ich ja nicht nur zum Vergnügen hin. Mit meinen Filmen zeige ich den Menschen die Schönheit, aber auch die Fragilität der Lebensräume, somit habe ich eine Umweltbotschaft.

Lj: Aber andererseits motivieren Sie womöglich manche Menschen gerade durch Ihre Filme, dort selber hinzureisen. Noch so ein Widerspruch.
Kieling: Ja, das ist wohl so. Aber Ökotourismus ist für mich nichts Verwerfliches. In dem Moment, wo ich diese Lebensräume erlebt habe – und egal, wie ich sie erlebt habe, ob in einer Lodge oder in einem kleinen Bergzelt –, entwickle ich ein anderes Bewusstsein. Und das führt dann hoffentlich auch zu einer anderen Lebenshaltung.

Lj: Welcher?
Kieling: Dass man sich dann vielleicht auch bewusster mit seiner Umwelt und der Natur beschäftigt.

Mehr Fragen und Antworten lesen Sie in unserer deutschen oder unserer österreichischen Zeitschrift.

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Hyänenmutter mit Baby im Nationalpark Serengeti. | Fotos: Andreas Kieling/ZDF; Lea Goldbger/ZDF

Ein Leben für die Natur

Andreas Kieling, 61, floh mit 16 Jahren aus der ehemaligen DDR. Er fuhr mehrere Jahre zur See und ließ sich zum Förster ausbilden.

Seit 30 Jahren bereist er die Welt, um Natur- und Tierdokumentarfilme zu drehen. Fernsehzuschauern ist er vor allem durch die ZDF-Serie „Terra X“ bekannt.

Für die drei-teilige Reihe „Kielings wilde Welt“ (ZDF-Mediathek) reiste er u. a. nach Australien, Amerika, Island und Fidschi und traf Menschen, die sich in ungewöhnlichen Projekten für den Tier- und Naturschutz einsetzen.

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