Erstellt von Melanie Fox

Annette Frier: Singen nimmt Demenzkranken die Anspannung

Annette Frier: Singen nimmt Demenzkranken die Anspannung
Annette Frier: Singen nimmt Demenzkranken die Anspannung

Als Kind wollte die Schauspielerin Annette Frier Nonne werden. | Foto: dpa/Picture Alliance

Die Schauspielerin Annette Frier hat einen Demenzchor begleitet. Wie viel ihr das persönlich gegeben hat und wie wichtig ihr Glaube ist, darüber spricht sie hier mit Lj-Redakteurin Melanie Fox.

Leben jetzt: Musik hat auf Demenzkranke eine belebende, positive Wirkung. An welche Momente mit dem Demenzchor erinnern Sie sich gerne zurück?
Annette Frier: An unseren letzten gemeinsamen Moment. Im Oktober und November hat sich der Chor immer sonntags unter freiem Himmel getroffen, um gemeinsam zu singen. Die letzte Probe vor dem Shutdown war sehr lustig und schön. Ich konnte sehen, wie Freundschaften entstanden sind.

Lj: Was hat sich bei Ihnen durch die Arbeit mit dem Demenzchor verändert?
A. Frier: Ich habe viel darüber nachgedacht, was mir wirklich wichtig ist. Ich weiß heute besser, was ich tun will und was nicht. Jeden Morgen gönne ich mir eine Stunde für mich, mache Yoga, schreibe mir Dinge auf, trinke in Ruhe eine Tasse Kaffee, meditiere. So komme ich ganz anders in den Tag. Mir Rat zu holen, nicht alles alleine schaffenzu müssen, auch das hat mir der Demenzchor vor Augen geführt. Sich Rat holen hilft beim Leben (lacht).

Lj: Trotz aller schönen gab es sicherlich auch schwere Momente im Chor-Projekt.  Was war ein solcher Moment?
A. Frier: Bei der letzten Probe war Ingrid, unsere jüngste Teilnehmerin (Anfang 60), nicht mehr dabei. Je früher man an Demenz erkrankt, desto schneller verschlechtert sich der Krankheitsverlauf. Das ist ganz schön bitter und sehr traurig. Ein anderer Moment war die Corona bedingte Absage unseres geplanten Konzertes im Frühjahr letzten Jahres.

LJ: Rita, ein Chormitglied, hat Ihnen in der Kapelle gesagt, dass sie keine Angst vorm Tod habe, da sie tief im Glauben verwurzelt ist. Auch Sie sind gläubige Christin. Ritas tiefer Glaube war für Sie ein großes Kraftfeld. Warum?
A. Frier: Es hat mich sehr beeindruckt, welche Gewissheit, Sicherheit und Kraftquelle ein gutes Verhältnis zum Glauben in schweren Zeiten, sein kann. Ein Zentrum, das nicht zu verhandeln ist. Rita baut in ihrer aktuellen sehr schweren Lebenszeit voll auf ihren Glauben. Ich kann nur hoffen, dass ich das auch so könnte, wenn ich eine vergleichbare Prüfung erleben würde. Es wäre schön, so eine abrufbare Kraft in sich zu besitzen.

Lj: Wofür steht Jesus für Sie?
A. Frier: Für Nächstenliebe, Vergebung und das Himmelreich. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben.

Lj: Was bedeutet Ihnen die Auferstehung?
A. Frier: Für mich aus sehr persönlichen Gründen das noch schönere Fest als Weihnachten. Die Auferstehung ist das gute Ende nach diesem brutalen Karfreitag, das Wahrwerden, wofür Jesus Christus steht. Ein Fest zum Aufatmen nach einem Leidensweg und auch der Glaube an Wunder.

Mehr Fragen und Antworten lesen Sie in unserer Zeitschrift.

Zur Rubrik

Eine Frau mit Herz und Humor

Annette Frier, 47, ist einem breiten Fernsehpublikum bekannt aus zahlreichen Fernsehformaten, wie den ZDFReihen „Ella Schön“ und „Merz gegen Merz“.

Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Adolf-Grimme-Preis und der Goldenen Romy.

Sie engagiert sich für die Stiftung Lesen als Botschafterin für die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen.

Das Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern und Medienvertretern „Unvergesslich – Unser Chor für Menschen mit Demenz“ wurde im ZDF ausgestrahlt und mit dem Health Media Award 2020 ausgezeichnet.

Annette Frier ist verheiratet und Mutter von Zwillingen.

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