Erstellt von Ulla Arens

Was machen die Steyler eigentlich in Berlin?

Bernd Ruffing und Emanuel Huemer SVD
Bernd Ruffing und Emanuel Huemer SVD

Bernd Ruffing und Emanuel Huemer schaffen Orte, wo jeder kommen kann | Foto: Marzena Skubatz

Missionare leben und arbeiten nicht nur im globalen Süden, sondern auch bei uns. Etwa im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Zu Besuch in der dortigen Kommunität

„Schafft Orte, wo jeder kommen kann. Lernt die Armen kennen, die unter Euch leben“ steht auf einer Inschrift in der Kirche St. Marien Liebfrauen. Die Sätze bedeuten ihnen viel, sagen Bernd Ruffing SVD und Emanuel Huemer SVD.

Denn sie drücken genau das aus, was sie hier in der Gemeinde tun wollen. Nur das Wort „Arme“ gefällt ihnen nicht. „Das klingt so von oben herab. Und das passt nicht zu einem Bruder“, findet Bruder Bernd, 49.

Die Menschen, die sie meinen, sind ihre Nachbarn. Viele von ihnen haben keinen festen Wohnsitz, manche schlafen vor der Kirchentür. Sie sind obdachlos, drogen- oder alkoholabhängig, heimatlos, geflüchtet, psychisch krank.

Mitten in Berlin

Seit über zwei Jahren wohnen die beiden Missionare im zweiten Stock des Seitenflügels der Kirche. Gelegentlich nehmen sie auch jemanden auf, der sich in einer akuten Notsituation befindet. Für solche Fälle steht ein Bett im Wohnzimmer bereit. Der dritte im Bund ist der Benediktinerpater Benno Rehländer, der nebenan wohnt.

Es ist die zweite Kommunität der Steyler in Berlin. Vorher wohnte Bruder Bernd mit deutlich älteren Mitbrüdern in Charlottenburg, weit weg von den Brennpunkten der Stadt. „Mein Leben hatte da keinen Platz. Ich wollte etwas Neues anfangen, wie es mein Auftrag war, mit dem ich nach Berlin geschickt wurde. Im Blick auf die Steyler Provinz, in der aus Mangel an Nachwuchs Häuser geschlossen werden, sind Neuanfänge und kleine Versuche wichtig.“

In Teilzeit beschäftigt als Fahrradkurier und Krankenhausseelsorger

Auch Missionare müssen Geld verdienen. Bruder Emanuel etwa arbeitet in Teilzeit als Fahrradkurier. Angetrieben von einem starken Gerechtigkeitsgefühl sieht er sich in der Tradition der Arbeiterpriester.

Bruder Bernd arbeitet in Teilzeit als Krankenhausseelsorger im St. Joseph Krankenhaus.  Er kann gut zuhören, nimmt sich Zeit für die Wünsche, Ängste, Lebensbeichten, respektiert Grenzen.

Kirche fängt unten an

Sie nehmen ihre Amtsbezeichnung „ihr Bruder sein“ wörtlich, sehen sich als Mit-Macher, Teil der Gemeinschaft. Beide gehen in der Öffentlichkeit nicht damit hausieren, dass sie zu den Steyler Missionaren gehören.

Sie sind Bernd und Emanuel, die neben der Kirche wohnen, zuhören, Respekt zeigen, an ihren Küchentisch einladen, bei der Suppenküche mithelfen.

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Zur Rubrik

Emanuel Huemer SVD
  • Der Oberösterreicher studierte Religionspä­dagogik, baute in Wien ein offenes, multikulturelles Jugendzentrum mit auf.
  • 2018 legte er seine ersten Gelübde in St. Gabriel ab.
  • Missionar zu sein bedeutet für Emanuel Huemer SVD hinauszugehen zu den Menschen. Denn: „Im Reich Gottes gibt es keine Hierarchie und auch keine Ausbeutung, sondern nur echte Beziehungen.“
  • Kurz vor der Pandemie ging er für 18 Monate nach Mexiko, wo er in Salto de Agua in einer Migrantenherberge der Steyler Missionare arbeitete.
  • Emanuel Huemer gehört zur ökumenischen Bewegung der „Arbeitergeschwister“ (früher: „Arbeiterpriester“), die den Berufsalltag mit prekär Beschäftigten teilen.
  • Ende September wird er in St. Gabriel die ewigen Gelübde ablegen.
Bernd Ruffing SVD
  • 2003 trat der im saarländischen Ottweiler geborene Missionar in den Steyler Orden ein. Warum ausgerechnet dort? „Weil ich dachte, dass dort alles möglich sei und ich meinen Platz finden werde.“ Priester zu werden, reizte ihn nicht: „Ich wollte immer mit den Händen predigen.“
  • Der gelernte Krankenpfleger und Diplom-Pflegepädagoge lebte drei Jahre in Thailand, wo er in einem Steyler Projekt mit HIV-infizierten Menschen arbeitete. Eine Aufgabe, die ihn sehr erfüllte.
  • Nach seiner Rückkehr 2016 ging er nach Berlin, wo er sich in einer psychosozialen Beratungsstelle der Caritas um psychisch belastete und traumatisierte Geflüchtete kümmerte, bis das Projekt beendet wurde.
  • Inzwischen arbeitet er als Krankenhausseelsorger. Zuständig ist er außerdem für den Steyler Internationalen Freiwilligendienst „Missionar/in auf Zeit (MaZ)“.
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