Erstellt von Ulla Arens

Jugendliche und die Steyler für die Schöpfung

Jugendliche und die Steyler für die Schöpfung
Jugendliche und die Steyler für die Schöpfung

Die etwa 70 Kühe werden für den Eigenbedarf der CEFA gehalten. | Foto: SVD

An einer Landwirtschaftsschule in Paraguay lernen junge Menschen, wie eine ökologische Landwirtschaft die Existenz ihrer Familien sichert. Und die Schöpfung bewahrt.

Hell lodert das Feuer in der Nacht. Antonio und seine Mitschüler schwenken über den Flammen lange, belaubte Zweige, die sie tags zuvor mit Macheten von den Yerba-Mate-Bäumen gehackt haben. Es knistert laut, wenn die Blätter in der Hitze rösten. „Danach müssen sie drei Tage und drei Nächte bei hoher Temperatur auf einem Holzrost trocknen“, erklärt der 17-Jährige. Da darf nichts schiefgehen, schließlich soll aus den Blättern der würzige Yerba-Mate-Tee gewonnen werden, das Nationalgetränk Paraguays.

Für Antonio gehören diese Stunden zu Höhepunkten seiner Schulzeit, sie sind „jedes Mal ein kleines Abenteuer“, wie er sagt. Seit drei Jahren besucht er die CEFA (Centro Educativo Familiar Agricola – Schule der bäuerlichen Familie), eine Internatsschule für Landwirtschaft in Curuguaty, um dort sein landwirtschaftliches Abitur zu machen. Auch dem Leiter der Schule, Bruder Thomas Hasler SVD, hat es die Yerba Mate angetan. Nicht nur weil, wie er stolz erzählt, der hauseigene Tee der reinste und schmackhafteste in ganz Paraguay sei. „Die Schüler lernen, dass sich Anbau, Verarbeitung und Verkauf von Yerba Mate finanziell lohnen. Sie schützen damit sogar den Regenwald, denn unter dessen schattigem Dach gedeiht der Baum am besten.“

Hilfe für kleine Bauern in Paraguay

Damit steht die Yerba-Mate-Produktion beispielhaft für das Ziel der Schule: Jungen Menschen eine ökologisch geprägte Landwirtschaft vermitteln, die die natürlichen Ressourcen schont und ihren Familien, meist Kleinbauern, einen würdigen Lebensunterhalt ermöglicht.

Obwohl die Landwirtschaft in Paraguay eine zentrale Rolle spielt, können die meisten Farmer davon nicht leben. Denn etwa 90 Prozent der Agrarfläche des Landes teilen sich einige wenige Großgrundbesitzer untereinander auf. Wo früher Regenwald wuchs, erstrecken sich inzwischen endlose Monokulturen. Vor allem Soja wächst dort, wird mit Millionen Litern an Pestiziden wie Glyphosat besprüht, um dann als Viehfutter nach Europa exportiert zu werden.

Eine Schule für Getreideanbau, Viehzucht und Gemüsegärten

Gegen die Agrarriesen haben die Kleinbauern keine Chance. Die Ernte reicht kaum für den Eigenbedarf, geschweige denn zum Verkauf. Oft sind sie gezwungen, das bisschen Land, das sie in harter Arbeit bewirtschaftet haben, zu verpachten oder zu verkaufen, und ziehen in die Elendsgürtel der Hauptstadt Asunción.

Dieser Landflucht will Bruder Hasler durch landwirtschaftliche Bildung begegnen – und den Schülern damit ermöglichen, ihre familiären Wurzeln zu erhalten. Statt auf Monokulturen setzt der 56-jährige Schweizer auf Vielfalt, auch in der Schule. Auf den 106 Hektar Land lehrt er Getreideanbau, Viehzucht und wie man einen vielfältig bestückten Gemüsegarten anlegt. Die Jugendlichen üben, wie man Lebensmittel haltbar macht, stellen Wurst und Marmelade her. Sie arbeiten in der Baumschule, züchten in den Weihern Fische. Im Regenwald, der einen großen Teil des Geländes ausmacht, nisten Wildbienen, aus deren Waben sie Honig gewinnen. Im Schatten der Bäume wachsen Heilpflanzen und natürlich die Yerba Mate. Chemie ist auf dem ganzen Gelände tabu. Was die Schüler unter Anleitung von Bruder Hasler und anderen Lehrern produzieren, wandert in die Schulküche. Der Rest ist zum Verkauf bestimmt.

Mehr spannende Artikel und Informationen zu Steyler Projekten finden Sie in unserer Zeitschrift.

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Die Schüler kommen zurück von den Maniok-Feldern. Bei der Ausbildung werden keine Maschinen benutzt. Aus gutem Grund: Die können sich später die wenigsten leisten. | Foto: SVD

Das Internat

Gegründet wurde die CEFA 1992, seit 15 Jahren wird sie von Bruder Thomas Hasler SVD geleitet.

Die Internatsschule bietet eine dreijährige Ausbildung an. 21 Lehrer unterrichten zurzeit 90 Schülerinnen und Schüler.

Die meist 14- bis 17-Jährigen stammen aus paraguayischen Familien, aus Familien der indigenen Guaraní und brasilianischer Einwanderer.

Die monatliche Gebühr beträgt maximal 250.000 Guaraní, umgerechnet etwa 30 Euro. Viele Familien können den Betrag nicht aufbringen, bei ihnen übernehmen die Steyler Missionare die Kosten.

... und was kann ich tun?

Der Regenwald Südamerikas fällt dem Sojaanbau zum Opfer. Ein Großteil der Ernte, die meist als Viehfutter verwendet wird, ist gentechnisch verändert. Ökologisch bedenklich ist auch der massive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Achten Sie deshalb beim Kauf von Soja-Produkten auf das Bio-Siegel.

Die Deutsche Gesell- schaft für Ernährung empfiehlt 300 bis max. 600 Gramm Fleisch pro Woche. Je weniger Wurst und Fleisch gegessen wird, umso besser für die Umwelt und das Klima.

Wenn Sie die Arbeit von Bruder Hasler in der CEFA unterstützen wollen, können Sie spenden:
Steyler Mission
Steyler Bank
IBAN: DE77 3862 1500 0000 0110 09
Stichwort: CEFA – ‚Leben jetzt’

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