Kitchen on the Run - gemeinsam kochen in Grefrath

Am Ende des langen Kochtages wurde gut und vielfältig gegessen

Eine starke Gemeinschaft vor Ort schaffen: Das ist das Ziel des Projekts "Kitchen on the Run", das nun auch Halt in Grefrath gemacht hat. Unsere Geschäftsleiterin Michaela Schneider-Mestrom war da und schildert hier ihre Eindrücke

Ein 30°C heißer Sommertag im kleinen Ort Grefrath, tief im Westen an der niederländischen Grenze. Es wuselt um mich herum und ich fühle mich kurzzeitig ein wenig überfordert, denn mittlerweile habe ich den Überblick verloren, welches Kind zu welchem Elternteil gehört und alle, Kinder und Erwachsene, wollen beim Kochen im Rahmen des Projekts "Kitchen in the Run" helfen. „Michaela, was kann ich tun?“, „Wie soll das geschnitten werden?“, „Wo sind die Messer, die Gewürze, die Teller?“ Es sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern. Zu meinem vor Ort zusammengewürfelten Kochteam gehören Aram und Luna aus dem Iran. Zu diesen freundlichen Frauen gehören fünf Kinder zwischen zweieinhalb und dreizehn Jahre alt, Jungs und Mädchen; aufgeweckte, interessierte, fröhliche, aber auch schüchterne Kinder.

In unterschiedlichen Teams kochen wir draußen gemeinsam fünf Gerichte. Ich hatte mich freiwillig als sogenannte Gastgeberin gemeldet. Was hieß: für drei Gerichte einkaufen und Anleitung vor Ort geben. Die Herausforderung: Es sollte vegetarisch sein, weil es bereits ein arabisches Gericht mit Fleisch geben würde, es sollte für zwölf Personen reichen und möglichst viel Arbeit für viele Hände bedeuten. Ich entschied mich beim ersten Gericht für Melone mit Roter Beete und Schafskäse. Das zweite Gericht war Tomate, Mozzarella und ein Pesto aus 5 Kräutern, um das sich Ali und Tarik (circa 13 Jahre alt) fast alleine und sehr motiviert kümmerten. Und das dritte Gericht stellte sich heraus als Liebling des Abends: selbstgemachte Käsespätzle, auf die nicht nur die 20 Kinder ganz wild waren.

Internationales Mahl mit viel Wertschätzung

Es wurde viel mit Händen und Füßen geredet, gefragt, miteinander gearbeitet, gelacht, gestaunt, probiert. Der Tag war heiß, die Menschen hungrig. Nach dreieinhalb Stunden intensivem Schnippeln, Rühren, Improvisieren konnte endlich gegessen werden. Eine lange Tafel wurde gedeckt und ein phantastisches internationales Mahl gereicht. Doch genau in dem Moment, als alle Platz fanden, stürzte Regen vom Himmel. Jetzt schnell einen Unterstand unter den notdürftig aufgestellten Zelten finden; Frauen, Männer, Kinder und Hunde rannten wild durcheinander, völlig durchnässt, aber fröhlich. Und irgendwann auch gesättigt.

Am meisten berührt hat mich die gegenseitige Wertschätzung und das Interesse der über 40 Menschen aus zehn verschiedenen Kulturen. Und mein persönliches Highlight des Abends war, dass eine arabische Frau zum Schluss zu mir kam und meine Käsespätzle lobte, in Ermangelung der Sprache: Daumen hoch.

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Zahlreiche - teils unbekannte - Gewürze kamen zum Einsatz

Kitchen on the Run

Das Projekt heißt „Kitchen on the run“ (fahrende Küche) und wird initiiert von „Über den Tellerrand e. V.“ mit Sitz in Berlin. Mit einem voll ausgestatteten Küchencontainer soll die Idee einer offenen und vielfältigen Gesellschaft an neue Orte getragen werden. Die Teilnahme ist für alle kostenlos. In diesem Jahr ist – jeweils für fünf Wochen – der Container in Hof (09.05. bis 12.06.), Grefrath (13.06. bis 17.07.), Schwedt (18.07. bis 21.08.) und in Rendsburg (22.08. bis 25.09.). Während dieses mehrwöchigen Aufenthalts sollen Menschen unterschiedlichster Nationalität vor Ort beim Aufbau bzw. bei der Stärkung einer Community begleitet werden, die auch nach den Events bestehen bleibt. Wer die Organisation unterstützen möchte, kann dies unter kitchenontherun.org tun.

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