In den letzten Kriegsmonaten verläuft die Frontlinie bei Steyl. Die Stadt wird bombardiert, die Menschen hungern. Die Steyler helfen, wo sie können. Sie versorgen die Bevölkerung mit Lebensmitteln von ihrem Bauernhof, ernten für sie unter Lebensgefahr das Getreide auf den eigenen Feldern. Keiner wird weggeschickt, der an der Klosterpforte nach Brot fragt. Als das Bombardement stärker wurde, öffneten die Steyler Missionare und Missionsschwestern am 21. November 1944 ihre Keller. Etwa 200 Menschen aus der Umgebung zogen dorthin, richteten sich Wohn- und Schlafräume ein. Unter den Geflüchteten waren auch sogenannte „Untergetauchte“, holländische Männer, die von den Deutschen gesucht wurden, um sie zum Arbeitsdienst zu zwingen. Indem die Steyler sie versteckten, machten sie sich des Hochverrats schuldig. „In allen Gängen liegen Matratzen und Bettzeug. Petroleumlampen sind aufgehängt worden, und hier und da stehen einige Kerzen.“ So beschreibt ein Zeitzeuge in seinem Tagebucheintrag das Versteck, veröffentlicht in dem Buch „Die 100 Tage von Steyl“. Auch Weihnachten müssen die Geflüchteten dort verbringen: „Die Heilige Nacht und Christmette feiern wir unten in den Kellern unter Granatfeuer in Eiseskälte. Menschen weinen laut.“ Am 1. März wird Steyl von den Engländern befreit – nach 100 Tagen können die Menschen den Klosterkeller verlassen. Sie haben überlebt. Nicht zuletzt dank der Steyler Missionare.
100 Tage in den Kellern von Steyl – wie die Steyler halfen, Leben zu retten
Als die Frontlinie im 2. Weltkrieg bei Steyl lag, öffneten die Ordensleute ihre Keller – und retteten damit Leben. 100 Tage lang wurden die Keller des Klosters zum Zufluchtsort für Verfolgte vor den Nationalsozialisten. Eine bewegende Geschichte aus den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs