Arnold Janssen und die Gründung der Steyler Missionare

Gemälde von Arnold Janssen SVD in hohem Alter
Der 1875 von Arnold Janssen SVD gegründete Orden der Steyler Missionare existiert nun seit 150 Jahren

Der Gründer Arnold Janssen selbst ging nicht auf Mission, er plante die Zukunft der SVD von Steyl aus | Foto: SVD

Vor 150 Jahren gründete Arnold Janssen im niederländischen Steyl ein Missionshaus – der Beginn einer weltweiten Bewegung. Wer war der Mann hinter der Vision? Und was macht seine Idee bis heute so kraftvoll? Eine Reise zu den Ursprüngen der Steyler Missionare

Es beginnt mit einem Mann, einem Mathematiklehrer mit leiser Stimme, aber einer lauten Vision: die Botschaft Gottes in die Welt zu tragen – nicht theoretisch, sondern ganz praktisch. Was wie ein kühner Gedanke in einem kleinen niederrheinischen Ort begann, wurde zur Keimzelle eines globalen Netzwerks – der Steyler Missionare.

Arnold Janssen wurde 1837 in dem niederrheinischen Ort Goch geboren. Die Kindheit war geprägt von tiefer Religiosität und einem Pflichtbewusstsein, das ihn sein Leben lang begleiten sollte. Er besuchte das Bischöfliche Gymnasium in Gaesdonck und studierte anschließend Philosophie, Mathematik, Naturwissenschaften und Theologie.

1861 wurde er zum Priester geweiht und unterrichtete am Gymnasium in Bocholt. Doch 1873 musste er seine Lehrerposition aufgeben. So konnte er sich jedoch dem Aufbau einer deutschen Missionsarsausbildung widmen. In Deutschland war die Gründung wegen des Kulturkampfs zwischen dem Deutschen Kaiserreich und der katholischen Kirche zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht möglich.

1874 wagte er den entscheidenden Schritt und kaufte ein altes Wirtshaus im niederländischen Steyl. Es wurde sein Tor zur Welt. 1875 gründete er offiziell das „Missionshaus St. Michael“. Von hier aus machten sich junge Männer auf, die Welt zu verändern – mit Bibel, Bildung und Bescheidenheit im Gepäck.

Janssens Werte waren klar: Glaube ohne Fanatismus, Bildung ohne Überheblichkeit, Mission ohne Kolonialgeist. Statt mit dem Finger zu zeigen, reichte er die Hand. Die Steyler Missionare, wie sie bald hießen, wuchsen rasant. Von Steyl nach Rom, Österreich, Polen, Argentinien, China, Togo – das Evangelium ging auf Reisen. Bald kursierte ein augenzwinkernder Spruch: „SVD? Das heißt doch: Sie Verreisen Dauernd.“

Doch Janssen dachte größer. 1876 gründete er eine Druckerei. Worte wurden seine Missionare auf Papier. Zeitschriften wie der „Kleine Herz-Jesu-Bote“ oder „Die heilige Stadt Gottes“ verbreiteten nicht nur religiöse Inhalte, sondern luden ein zur Auseinandersetzung – über Grenzen und Konfessionen hinweg.

Und er dachte inklusiv: 1889 rief er die „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ ins Leben, sieben Jahre später die „Rosa Schwestern“, Frauen, die mit Gebet und sozialem Engagement die Mission trugen. Für Janssen war klar: Mission ist keine Männerangelegenheit. Sie ist Menschensache.

Arnold Janssen starb 1909 in Steyl – als stiller Architekt einer weltumspannenden Bewegung. 2003 wurde er von dem damaligen Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Ein Narr, wie ein Bischof einst mutmaßte, als er ohne Geld ein Missionshaus bauen wollte, war er nie. Aber ein Heiliger mit einem klaren Kompass: Glaube, Dialog, Weltverantwortung.

Mehr spannende Texte lesen Sie in unserer Zeitschrift

Jetzt abonnieren

Zur Rubrik

Teilen