Erstellt von Xenia Frenkel

Heiliger Josef Freinademetz und die Steyler Mission in China

Beschreibung

Josef Freinadetz vor seinem Geburtsthaus in Oies
Josef Freinademetz wurde 1852 in Oies in Südtirol geboren. Sein Geburtshaus kann bis heute besichtigt werden

„Ich möchte auch im Himmel ein Chinese sein“ – Josef Freinademetz (1852–1908) | Bild: SVD

In diesem Jahr feiern wir nicht allein 150 Jahre Steyler Missionare, sondern auch die Seligsprechung von Josef Freinademetz SVD, die sich am 19. Oktober zum 50. Mal jährt. Zeit für einen Rückblick auf das Wirken des Heiligen und einen Ausblick auf die Tätigkeit der Steyler Missionsbrüder und -schwestern in China

Die Steyler und China verbindet eine lange und bewegte Geschichte. Sie beginnt damit, dass 1879 ein junger Missionar mit dem Namen Josef Freinademetz im Auftrag der Gesellschaft des Göttlichen Wortes in das damals ferne und geheimnisvolle Reich der Mitte aufbricht. Als Freinademetz nach 36tägiger Schiffsreise in Hongkong landet, lernt er zunächst die chinesische Sprache und macht sich, unter dem Schutz der Briten, zunächst als Wander-Missionar mit den Jahrtausende alten chinesischen Kultur vertraut - und mit der Situation der bitterarmen Menschen dieses Landes. Nach zwei Jahren weist man ihm die Provinz Shandong im östlichen China zu. Anfangs zählt seine Gemeinschaft ungefähr 158 Christen, bei seinem Tod im Jahr 1908 werden es 40 000 sein. Und das trotz massiver Verfolgung und Einschüchterung und zahlreicher, langer Reisen, die ebenso beschwerlich wie gefährlich sind. Schnell begreift Freinademetz, wie wertvoll die Mitarbeit engagierter Laien für die Erstverkündigung ist. Auch erstellt er alsbald ein katechetisches Handbuch in chinesischer Sprache.    

Pater Josef - ein lebendiger Heiliger                                                                                                 

Die Bedeutung seiner missionarischen Tätigkeit lässt sich kaum in Worte fassen. Kardinal Thomas Tian Gengxin, selbst Steyler Missionar und erster chinesischer Kardinal, der in jungen Jahren Freinademetz noch persönlich kennenlernte, erklärte beim Prozess zu dessen Seligsprechung: „Alle Christen betrachteten Pater Josef als einen lebendigen Heiligen. Er war stets herzlich und bescheiden. Er sprach gut Chinesisch. Alle, die ihn kennen lernten, waren beeindruckt und fühlten sich allein durch seine Gegenwart getröstet und gestärkt.“ Gestorben ist er Fu Shenfu, wie Freinademetz in China genannt wurde, mit nur 55 Jahren. Sein Grab im Bischofssitz Taikia, heute Daizhuang, das sich unter der 12. Station des Kreuzweges befindet, wird bald zu einem Ort der Verehrung und der Wallfahrt für die Christen in China und der Welt.

Die einzige Sprache, die jeder versteht ist die Liebe."

Wahlspruch des heiligen Josef Freinademetz

58 Jahre nach seinem Tod, kommt es mit Beginn der chinesischen Revolution zur ersten großen Zäsur für die Arbeit der Steyler. P. Martin Welling SVD, Direktor des China-Zentrums*: „Alle ausländischen Missionare mussten China verlassen. Die einheimischen Seelsorger und Missionare konnten nur noch sehr beschränkt arbeiten. Die Kulturrevolution 1966 bis 1976 brachte für alle Religionen, erst recht die „westlichen Religionen“, eine schlimme Zeit der Verfolgung und des Leidens. Erst in den achtziger Jahren bei der „Öffnung Chinas“ unter Deng Xiaoping erhielten die Religionen wieder mehr Freiheit. Viele Priester und Schwestern - auch chinesische Steyler - wurden aus den Gefängnissen und Lagern entlassen und begannen, unter gewaltigen Opfern und mit großer missionarischer Leidenschaft die zerstörten Kirchen und Gemeinschaften wiederaufzubauen, nicht selten mit ausländischer Hilfe.

Die Situation der Steyler in China heute

Allerdings sind bis heute die Steyler wie auch alle internationalen Ordensgemeinschaften offiziell in China nicht erlaubt. Aber unter den Bemühungen der einheimischen Christen blühten viele Gemeinden wieder auf, wurden zumeist größer als noch vor der Revolution. Leider entstand eine unselige Spaltung zwischen der „offiziellen Kirche“, also jenen Klerikern und mit ihnen die Gläubigen, die mit dem kommunistischen Staat zusammenarbeiteten und sich offiziell registrieren ließen, und der so genannten „Untergrundkirche“, die bis heute eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus verweigert. Immer wieder werden Bischöfe und Priester dieser Kirche zur Registrierung gezwungen, oder sie werden verhaftet, leben in Hausarrest usw. Diese Teilung konnte auch das „vorläufige Abkommen“ zwischen dem Vatikan und China (2018) nicht wesentlich überwinden.

Umso mehr staunt man über die Evangelisierungsbemühungen beider Gemeinschaften der katholischen Kirche, auch in den früheren „Steyler Missionsgebieten“. Obwohl jegliche Missionsarbeit außerhalb der Kirchenmauern verboten sind, gibt es dennoch viele Taufbewerber und -bewerberinnen, vor allem unter den jungen Menschen. Aber hier hat die Regierung eine weitere Hürde aufgebaut: es ist nicht erlaubt, Minderjährige mit Religion in Kontakt kommen zu lassen, vor allem nicht: sie religiös zu unterweisen. So gibt es fast nirgends mehr Jungen und Mädchen als Messdiener. Kommunionunterricht, Ferienlager und Sonntagsschule sind zwar nicht erlaubt, aber die meisten Gemeinden finden kreative Mittel und Wege, ihre Kinder doch zu Jesus zu führen, auch wenn hohe Strafen drohen. Die Kirchen geben sich jetzt besonders viel Mühe, die Familien in ihrem Glaubensleben zu stärken und zu ermutigen, denn ohne Kinder und Jugend gibt es für die Kirche kaum eine Zukunft.

Diese Einsicht und diese Einstellung einer Kirche, die so viel Leid hat erfahren müssen und aus dem Leiden gereift und gestärkt wurde, kann sicherlich auch unseren Kirchen hier in Europa ein Vorbild sein. Beten wir füreinander.  

Das Geburtshaus von Josef Freinademetz SVD in Oies in Südtirol

Das Geburtshaus von Josef Freinademetz SVD in Oies in der Gemeinde Abtei in Alta Badia, Südtirol steht am Fuße des Kreuzkofels. In seinem Kern ist es mehr als 250 Jahre alt. In den 1960er Jahren wurde es von den Steyler Missionaren übernommen und 1975, nach der Seligsprechung von Freinademetz, für Pilgerinnen und Pilger eingerichtet. Seither zieht es jedes Jahr Tausende Gläubigen aus der ganzen Welt an, die hier den Heiligen um seine Fürsprache bitten. Das Haus ist das ganze Jahr über zugänglich. Bildstöcke, Gedenktafeln und einer Kirche neben dem Geburtshaus erinnern an den Heiligen.

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