Erstellt von Xenia Frenkel

Der Rosenkranz: immer noch bereichernd

Der Rosenkranz: Gegrüßet seist Du, Maria
Der Rosenkranz: Gegrüßet seist Du, Maria

Der Rosenkranz - ein Gebet für unruhige Zeiten. | Foto: shutterstock

Der Rosenkranz ist leider etwas aus der Mode gekommen. Dabei schenkt uns dieses Gebet etwas ganz Besonderes: Ruhe in unruhigen Zeiten.

Nicht wie sonst fünf, sondern 15 (!) Rosenkränze bekam mein Kinderfreund Roland nach dieser Beichte aufgebrummt: Durchs Küchenfenster hatte er den Hahn vom Nachbarn erledigt, mit einer Steinschleuder. Insgeheim war das halbe Dorf froh. Das durchdringende Krähen und Krächzen dieses Gockels ging jedem auf die Nerven. Aber Strafe musste trotzdem sein. 15 Rosenkränze, das dauert. „Vaterunser“, „Ave Maria“ und „Gloria Patri“, das Glaubensbekenntnis in Wiederholungen. Insgesamt umfasst der Rosenkranz 66 Gebete. Bis heute höre ich Rolands Südtiroler Dialekt mit den charakteristischen, gedehnten Vokalen. Seine Mutter zählte laut mit. Sichtlich froh, dass dieser ungebärdige Knabe ausnahmsweise auf seinen vier Buchstaben saß und daher keine Gelegenheit hatte, neue Schandtaten auszuhecken.

Damals musste der Rosenkranz bei den Dorfkindern öfter als Bestrafung, man könnte auch sagen, als Besinnung herhalten.

Abgesehen davon zählt er zu den schönsten Gebeten überhaupt. Allein der Name: In den Gebeten und Anrufungen wird der Mutter Gottes ein Kranz aus Rosen gebunden! Im Rosenkranz ist alles, der Schmerz, die Freude, der Jubel, das Licht der Auferstehung. Die Gebete sind Andacht, Dank und insbesondere das innige „Gegrüßet seist du, Maria“ geben Zuflucht und Trost in schweren Stunden. Das, was viele von uns jetzt brauchen.

Wir kennen die Sätze, die uns innerlich bewegen, die wir immer wieder denken, bis sie bestimmen, wer wir sind und was wir denken und fühlen. Leider sind es manchmal auch Sätze, die krank und kleinmachen: „Das kann ich nicht“, „Das bringt doch nichts“.

Ebenso gut jedoch können uns heilsame Sätze prägen und von innen her verändern: „Ave Maria“, drei kleine Perlen, „Der in uns den Glauben vermehre“, „Der in uns die Hoffnung stärke“, „Der in uns die Liebe entzünde“ … Nicht abschweifen, weiter beten.

Es heißt, der Rosenkranz will erkämpft werden. Nicht umsonst werde er so oft auf Pilgerwegen gesprochen. Eine Freundin sagt, das stimmt. Auf ihrer Pilgerwanderung habe sie sich immer gesagt: „Noch zwei Rosenkränze und die staubige Landstraße liegt hinter mir, der Turm von Notre-Dame Saint-Jean-Pied-de-Port ist zum Greifen nah und das Glas Wein auch.“ Selbst die schmerzenden Blasen an den Fersen habe sie vergessen.

Das Rosenkranzgebet ist strenge Ordnung. Es gibt Halt, macht aber auch deutlich, dass wirkliches Wachstum nicht ohne Regelmäßigkeit, Ausdauer und Konzentration zu haben ist.

„Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.“ Druck und Hektik fallen von einem ab, das ewig rasende Gedankenkarussell hält an. Die Sorge um die alten Eltern, den Job, die Kinder, das Weltgeschehen treten für einen Moment in den Hintergrund. Wir wenden uns dem Vater zu, „Dein Wille geschehe“. Und im gleichmäßigen Hin- und Herschwingen von Mariengruß zu Marienbitte, vom lobpreisenden „Ave Maria“ zum „Ora pro nobis“ – „bitte für uns Sünder“, versenken wir uns in das, um was es wirklich geht: Um Gott, um Jesus, um seine Botschaft, die schlicht lautet: „Liebe deinen Nächsten.“

Weitere spannende Themen finden Sie in der deutschen und österreichischen Ausgabe unserer Zeitschrift.

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Siegreich im Rosenkranz

Zwischen Mai und Oktober ist es Brauch, in Andachten den Rosenkranz zu beten. Dass jedoch nicht der Marienmonat Mai, sondern der Oktober als Rosenkranzmonat gilt, hängt mit einer Schlacht bei Lepanto zusammen. Am 7. Oktober 1571 errangen die christlichen Mittelmeermächte einen überraschenden Sieg über das Osmanische Reich. Er wurde dem Rosenkranzgebet zugeschrieben und der Papst ordnete an, diesen Tag als „Fest der Seligen Jungfrau Maria vom Rosenkranz“ zu feiern.

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