Der Legende nach pflückte ein Engel von den Lippen eines frommen Jünglings, der in die Hände mörderischer Räuber gefallen war, seine letzten Gebete – als weiße und rote Rosen. Aus diesen flocht der Engel einen Kranz, der später in kirchlichen Rosenkränzen durch Gebetsperlen nachgeahmt wurde.
Eine andere Legende erzählt von Bruder Cölestin. Solange die Rosen in seinem Garten blühten, flocht er der Gottesmutter daraus jeden Tag einen Kranz, und als die Rosen im späten Herbst verwelkten, betete er stattdessen einen Rosenkranz. Bis ihm eines Tages die Muttergottes erschien und ihm einen nie verblühenden Rosenkranz aufs Haupt setzte.
Geschichte und Verbreitung des Rosenkranzgebets
Dem heiligen Dominicus, in dessen Orden der Rosenkranz die erste große Verbreitung fand, flocht wiederum kein Geringerer als der Engel Gabriel drei Kränze aus himmlischen Rosen für die Heilige Jungfrau: einen weißen der Freuden, einen roten der Schmerzen, einen goldenen der Glorie.
Keine Legende ist hingegen die Geschichte der schönen Seidenhändler-Tochter Pauline Jaricot aus Lyon. Sie war nicht nur Gründerin wichtiger Missionseinrichtungen, sie hatte auch die Idee, gleich die ganze Welt ins Gebet zu nehmen.1826 gründet sie den „Lebendigen Rosenkranz“, eine alle Kontinente umspannende Gebetsliga. Diese besteht aus Gruppen von je 15 Betern, den sogenannten Rosen, wobei jedem Gruppenmitglied eines der 15 Gesätze (heute 20) zugeteilt wird.
Den Rosenkranz beten
Beim Rosenkranz werden:
- das Kreuzzeichen,
- das Glaubensbekenntnis,
- das Vaterunser,
- das Gegrüßet seist du, Maria (dreimal),
- die zehn Ave Maria,
- das Ehre sei dem Vater und
- das Fatima-Gebet
gebetet.
Die Gebete sind in sogenannten Gesätzen gegliedert, die jeweils mit einem Vaterunser beginnen, gefolgt von zehn Ave Maria und einem Ehre sei dem Vater. Zusammengenommen stellen die Beter einer Gruppe einen vollständigen „lebendigen“ Rosenkranz dar. Innerhalb weniger Jahre beteten 15 Prozent der damaligen Bevölkerung Frankreichs den „lebendigen Rosenkranz“.
Papst Franziskus und der Rosenkranz
Heute blühen weltweit Millionen solcher Rosen. Dem verstorbenen Papst Franziskus war der Rosenkranz das Gebet, das sein Leben begleitete: „Das Gebet meines Herzens.“ 2019 ließ er am 23. April, dem liturgischen Gedenktag seines Namenspatrons, 6000 Rosenkränze an junge Pilger aus dem Erzbistum Mailand verteilen. Damit verband der im Frühjahr verstorbene Papst Franziskus die Bitte um den besonderen Schutz Marias und um ein Gebetsgedenken an ihn.