Glockenspiel und Harfe? Das will kaum zum Erzengel Michael passen. Meist wird er mit Schwert oder Lanze dargestellt – und die braucht er auch: Immerhin schildert die Offenbarung des Johannes, wie er gemeinsam mit anderen Engeln gegen einen Drachen kämpft – gegen Satan persönlich. Der streitbare Engel gilt als Beschützer der Christen. Da er in der Bibel vergleichsweise selten erwähnt wird, will der Volksglaube ihn in zahlreichen Situationen erkannt haben, in denen die Heilige Schrift die Engel nicht namentlich nennt: Der Engel, der Adam und Eva aus dem Paradies vertreibt? Michael. Der Engel, der Isaak vor dem Opfertod rettet? Auch Michael. Später soll er immer wieder erschienen sein – Bauwerke wie die Engelsburg in Rom oder das Kloster Mont-Saint-Michel in Frankreich geben davon bis heute Zeugnis. Sie gehen auf Erscheinungen und Visionen zurück.
Auch in der jüdischen und muslimischen Tradition taucht der Erzengel auf. Von den Katholiken wird er am 29. Septembergefeiert – ein Gedenktag, den Ludwig der Fromme,ein Sohn Karls des Großen, bereits im 9. Jahrhundert festlegte. Michael verdrängte damit Wotan, der früher an diesem Tag verehrt wurde. Da nun wieder Lichter zur Arbeit gebraucht wurden, entzündete man bereits am Vorabend des Feiertags Feuer. Es wurden Feste gefeiert, Kinder bekamen süße Wecken gebacken. Im 17. Jahrhundert wurde Michael zum besonderen Schutzpatron der Deutschen erklärt. Die Namen Michael und Michaela erfreuten sich großer Beliebtheit – und bis heute lebt der Erzengel in der Spottfigur des deutschen Michel fort. Doch das dürfte ihn kaum kümmern: Er hat Wichtigerezu tun – beschützt die Christen und begleitet die Seelen der Verstorbenen.