Erstellt von Eva Fischer

Oben sein: Gerüstbauer am Kölner Dom

Kölner Dom
Der Kölner Dom - das Wahrzeichen von Köln

Der Kölner Dom: die weltweit drittgrößte Kirche im gotischen Baustil | Foto: Unsplash/Peter Herrmann

623 Jahre dauerte es, bis der Kölner Dom fertig gebaut war. Doch was heißt fertig? Es gibt immer etwas zu erneuern oder instand zu setzen. Wolfgang Schmitz, 61, kümmert sich um die Arbeiten, für die eine Leiter nicht ausreicht

Seit 37 Jahren arbeitet der gelernte Zimmermann aus der Eifel als Gerüstbauer für den Kölner Dom, ist sommers wie winters in großen Höhen unterwegs, um die Schönheit des Bauwerks zu erhalten. „Wir machen hier alles – außer Steine klopfen und Messe lesen“, sagt er. Mehr als 100 Menschen sind ständig damit betraut, alte Bausubstanz durch neue zu ersetzen. Damit sie ihre Arbeit tun können, müssen die Baustellen mit Gerüsten gesichert werden. Das ist die Aufgabe von Schmitz und seinem fünfköpfigem Team. In seiner Kolonne arbeiten keine Frauen, aber in der Dombauhütte gibt es sowohl eine Steinmetzin als auch eine Bildhauerin und vier weibliche Auszubildende.

Der Kölner Dom hat viele Superlative für sich gepachtet: mit 10.000 Quadratmetern besitzt er die größte Fensterfläche aller Kirchen weltweit, aber bei der Höhe läuft ihm das Ulmer Münster mit 161,5 Metern den Rang ab. Um den Kölner Dom einmal komplett zu erneuern, bräuchte es 250 Jahre – 5 Generationen. „Ein Fass ohne Boden“, sagt Schmitz. Doch er sieht es positiv: „Es ist ein Job fürs Leben.“ Und einmal „domverdötscht“, wolle man ohnehin nie wieder etwas anderes machen. Er kennt jeden Winkel, weiß wann welcher Bauabschnitt fertiggestellt wurde und kann viele Anekdoten aus der langen Geschichte des Bauwerks erzählen.

Jeder Tag ist anders

Schmitz weiß meist nicht, was sein Tag bringen wird. Erst, wenn er oben ist, sieht er, in welchem Zustand das Gemäuer oder die Steinmetzarbeiten sind. Vieles ist nicht planbar. Da kommt man schon mal vom Hünzchen zum Künzchen." Eine vermeintlich kleine Arbeit kann zu einer großen Sache werden. „Und das, was von hier unten winzig klein scheint, wiegt meist mehrere Kilogramm.“ Um sich ein Bild zu machen, hängen sie sich ins Seil und klettern die „ganze Sache“ ab.

Höhenangst hat Schmitz noch nie gekannt. Dennoch findet er, dass Angst eine gute Versicherung sei. Besonders wenn es aufs Hängegerüst geht. Eine Konstruktion, die Schmitz und sein Team selbst geplant und konstruiert haben. Damit gelangen sie zu den entlegensten Winkeln an der Fassade oder auf dem Dach des Doms in 157 Metern Höhe. Dafür müssen sie allerdings einen guten Tag erwischen, denn bei Regen wird es rutschig auf den Verstrebungen des Gerüsts und zu windig darf es natürlich auch nicht sein.  

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