Erstellt von Xenia Frenkel

Wie entsteht unsere Weihnachtskrippe?

Eine Krippe gehört unbedingt unter den Weihnachtsbaum.
Eine Krippe gehört unbedingt unter den Weihnachtsbaum.

In vielen Wohnzimmern werden bald oder sind schon die Krippen aufgebaut - vielleicht ja auch von Johann Planer. | Foto: Nicolas Hafele

St. Veit im Defereggental ist die Heimat von Johann Planer, Holzbildhauer und Herrgottschnitzer. Kunstvoll fertigt er nach alter Tradition Christusfiguren, Heilige, Madonnen und Engel, Krippen und das Jesuskind. Ein Hausbesuch

Honigwarmer Zirbenduft erfüllt die Werkstatt. Hier schnitzt Johann Planer aus dem weichen Holz des immergrünen Nadelbaums Figuren von ergreifender, schlichter Schönheit. Die fein ziselierten Gesichter spiegeln Freud und Leid, Erstaunen und Ehrfurcht wider. Auch die bis ins Detail kunstvoll geschnitzten Hände zeugen von hohem künstlerischen und handwerklichen Geschick. Selbst den Faltenwurf eines Hirtengewandes erweckt Planer zum Leben. Ein Unbekannter ist er längst nicht mehr: Neben seinen Krippen hat er ganze Altäre erschaffen. Lebensgroße Figuren standen und stehen in Hamburg, Berlin und Italien. Auch die Heinzelmännchen-Krippe in Köln hat er schon bestückt.

Jeder Schlag muss sitzen: Die Arbeit eines Holzbildhauers erfordert hohe Präzision und Konzentration. Mit Schlegel, breiten und schmalen Schnitzeisen entstehen in Johann Planers Werkstatt große und kleine Figuren, Altäre und Grabkreuze. Stunde um Stunde wird gehämmert, geschabt, gestochen und gefeilt. Jedes Werk ist ein Einzelstück, Massenware ist Planers Sache nicht. Seine Arbeit beginnt frühmorgens nach einer Tasse Kaffee und geht oft bis in den späten Abend. So kann nur leben, wer diesen Beruf als Berufung versteht. Im Winter fertigt Planer neben sakralen Gegenständen und Figuren auch hölzerne Larven, die am 6. Dezember zum Einsatz kommen. Da beschenkt nicht nur der Nikolaus die Kinder, auch zahlreiche Krampusse treiben dann im Defreggental ihr Unwesen.

Die Werkstatt

Schon im 16. Jahrhundert hing in jeder Tiroler Stube ein geschnitztes Kruzifix, daneben stand zumeist eine Marienstatue, geschmückt mit einem geweihten Sträußchen. Bis heute kommen die Familien im Defereggental beim Essen und zur Andacht unter dem Herrgottswinkel zusammen, und oftmals blicken sie auf die Werke von Johann Planer, der seit mehr als 40 Jahren dafür arbeitet, dass Glauben, Tradition und altes Handwerk in ihrer ganzen Schönheit lebendig bleiben.

Mehr spannende Reportagen finden Sie in unserer Zeitschrift.

Zur Rubrik

Zur Person

Johann Planer, 63, ist Herrgottschnitzer in zweiter Generation. Schon sein Vater, von Beruf Landwirt, war leidenschaft­licher Krippenbauer. Planer hat eine langjährige Ausbildung als Holz- und Steinbildhauer absolviert.

Mehr über ihn und seine Arbeit erfahren Sie hier.

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