Erstellt von Melanie Fox, Eva Fischer

Welche Produkte können durch Upcycling eine zweite Chance bekommen?

Blumen blühen in alten Reifen
Auch aus Müll kann etwas Schönes werden

Müll? Da geht noch mehr! Mit ein bisschen Phantasie kann so manches Wegwerfprodukt noch ein langes Leben führen. | Foto: iStock

Irgendwann wird alles zu Abfall. Aber manche Produkte können ganz schön alt werden, indem sie durch Recycling ein neues Leben erhalten? Welche Produkte können recycelt werden? Und was wird dann aus ihnen?

Vom Kronkorken zur Konservendose

Ein Kronenkorken muss 21 Zacken haben, so schreibt es die Deutsche Industrienorm vor. Seit dem 19. Februar 1891, als William Painter ein Patent auf ihn angemeldet hatte, ist er als Packmittel – auch unter der Bezeichnung Bierkapsel oder Kronkorken – Teil unseres Alltags. Natürlich ist er ein Wegwerfartikel – allerdings einer der erfolgreichsten überhaupt. Knapp zwei Gramm dünn gewalztes Weißblech, oben mit Zinn und innen mit Polyethylen beschichtet, hält der Kronkorken jedem Kohlensäuredruck stand. Im Verpackungsmüll ist er zwar richtig aufgehoben, doch leider ist das Aussortieren, zumindest in Deutschland, noch immer mit hohen Kosten verbunden. Deshalb wäre es schlauer, Kronenkorken separat zu sammeln, als das perfekte Ausgangsmaterial für Karosserieteile oder Konservendosen. Der Einsatz von recyceltem Blech verbraucht zudem weniger Energie als das Verarbeiten neuer Rohstoffe. Erfreulich, dass das Recycling solcher Wertstoffe inzwischen so erfolgreich ist.

Kronkorken-Sammelstellen finden Sie hier.

Vom Fischereinetz zum Bikini

So manches alte Fischereinetz verlässt sein Element, das Wasser, nur kurz. Kann man mit ihm keine Fische mehr fangen, bleibt ein zweites Leben als Badeanzug, Bikini oder Badehose. Dafür werden die gründlich gereinigten Netze zerschnitten und mit anderen recycelten Materialien oder umweltfreundlichen Fasern kombiniert und zu einem strapazierfähigen und tragbaren Stoff verarbeitet und anschließend zugeschnitten. Fantasievolle Designs und Muster machen den Badespaß nicht nur im Sommer zu einem Erlebnis.

Von der PET-Flasche zur Jacke

Eistee, Limonade, Smoothies, Saft, Schorlen, Wasser, aber auch Essig und Öl – all das wird in PET-Flaschen angeboten. Viele von ihnen landen später auf Mülldeponien oder verschmutzen, im schlimmsten Fall, unsere Umwelt. Recyceltes PET wird jedoch auf vielfache Weise weiterverarbeitet. Sei es für die Herstellung neuer Flaschen, sei es als Verpackungsmaterial oder als Textilien. Da recyceltes PET-Material über eine hervorragende Wasserbeständigkeit verfügt, die Fasern Isolierung und Schutz bieten, ist es beispielsweise ideal für Outdoor-Jacken. Dafür werden die gereinigten PET-Flaschen zerkleinert, zu kleinen Plastikflocken verarbeitet und zu PET-Harz geschmolzen. Und dieses Harz kann ein zweites Leben als Garn oder Fasern führen.

Vom Skateboard zum Armreif

Auch ein noch so gut gepflegtes Board nutzt sich irgendwann ab. Aber auch ausrangierte Bretter und Rollen müssen nicht zwangsläufig auf dem Müll landen. Sowohl aus den Rollen als auch aus dem meist farbig gepressten Holz können wunderbare Einzelstücke werden: Eierbecher, Topfuntersetzer, Ohrstecker, Ringe oder Armreife. Im Ganzen eignet sich ein Board, mit Haken versehen, auch als ausgefallene Garderobe oder als Kunstobjekt an der Wand.

Vom Autoreifen zur Schuhsohle

Zwischen 4.000 und 5.000 Kilometer ist er jeden Monat über Bundesstraßen und Autobahnen gerollt, hat unzählige Stunden im Stau gestanden, viele Vollbremsungen überlebt. Und ist deshalb auch viel mehr als ein Schlauch aus Gummi, in den man ein Profil gepresst hat. Rechnet man die Rohstoffe hinzu, stecken etwa 200 verschiedene Materialien in ihm. Rund zehn Kilogramm bringt er auf die Waage. Viel zu schade also, um einfach verbrannt zu werden.

Ein Autoreifen ist kein Produkt für die Ewigkeit – aber mittlerweile kann man ihn komplett in seine Einzelteile zerlegen. Der Draht, der ihn in Form hielt, geht an Stahlwerke, Textilfasern werden zu Dämmmaterial. In Gummimehl oder Granulat verwandelt, macht er sich schließlich als Fallschutzmatte oder Sportplatz­belag nützlich. Aus dem Gummi­granulat können Öl, Karbon und Gas gewonnen werden, die als Rohstoffe in der Produktion verwendet werden. Und selbst als Schuhsohle kann man ihn noch finden.

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Vom 18. bis 26. November findet die Europäische Woche der Abfallvermeidung (EWAV) statt. Ihr Motto: „Clever  verpacken – Lösungen gegen die Verpackungsflut“. Kommunen, Vereine, Bildungseinrichtungen, Universitäten und Unternehmen präsentieren, was sie selbst tun, haben Infostände in den Städten, bieten Workshops und Podiums diskussionen an. Weitere Infos unter wochederabfallvermeidung.de

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