Streng genommen ist St. Josef kein eigenständiges Kloster – aber das schon ziemlich lange. Es war Sebastian Kneipp, der die niederbayerischen Franziskanerinnen 1891 bat, ihm beim Aufbau seiner Gesundheitszentren zu helfen. Seitdem gibt es in Bad Wörishofen Mallersdorfer Schwestern – seit 100 Jahren im eigenen Haus. Als Hertha Freifrau von Münchhausen 1925 ihr Alabasterschlösschen veräußerte, griffen die Mallersdorferinnen zu und kauften eine kleine Villa mit eigenem Park, die seitdem immer wieder vergrößert und kräftig umgebaut wird.
Fünf Übernachtungsbetten waren es am Anfang, inzwischen haben über 100 Gäste Platz. Einige kommen zur klassischen Kneipp-Kur, andere zur Burnout-Prophylaxe, die Nächsten suchen nach innerer Einkehr, weshalb es neben den Kneipp-Therapien (Wassertreten, kalte Güsse und Hydrotherapie) auch spirituelle Angebote gibt – vom Klangschalen-Seminar über Bibelgespräche bis zu regelmäßigen Gottesdiensten.
Gottesdienste und Gesundheit
Sieben Schwestern leben aktuell im Kneippkurhaus St. Josef, eine arbeitet als Kneipp-Bademeisterin, andere in der Hauswirtschaft und der Buchhaltung, die Oberin Sr. M. Noemi Leitl organisiert zusammen mit einer Geschäftsführerin und 40 Mitarbeitern den Hotelbetrieb, keinen klassischen Wellness-Urlaub, aber nicht so ganz weit davon entfernt. Weil auch die Ernährung zu den fünf Säulen der kneippschen Gesundheitslehre gehört, wird in St. Josef viel Wert auf gutes Essen gelegt.
„Slow Food, Clean Eating – viele moderne Ernährungstrends unterscheiden sich gar nicht so sehr von den ganzheitlichen Ideen Pfarrer Kneipps, nur dass er die schon vor über 150 Jahren entwickelt hat“, schwärmt Marcus Müller, der Küchenchef in St. Josef. Er hat lange in Luxushotels gearbeitet, sich inzwischen aber ganz der Naturheilkunde nach Sebastian Kneipp verschrieben: Vollkornprodukte, reichlich Gemüse, regional beim Bauern um die Ecke kaufen, einfache Zutaten nehmen, nicht so schwer, aber gerne ausgefallen und vor allem hausgemacht kochen. Salate und Kräuter für die Küche wachsen im eigenen Fünf-Elemente-Garten. Die Beerensträucher dort sind ausdrücklich zum Naschen bestimmt – für Schwestern, Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen.