Erstellt von Ursula Mauritz

Ein Tropfen Liebe für Flüchtlinge in Griechenland

Ein Tropfen Liebe für Flüchtlinge in Griechenland
Ein Tropfen Liebe für Flüchtlinge in Griechenland

Im Bildungsprojekt gibt die junge Ordensfrau aus der Ukraine Englischunterricht. | Foto: SSpS, Jacek Gniadek

Zuhören. Ein Lächeln schenken. Helfen, wo es möglich ist. Da sein. In Athen kümmern sich Steyler Schwestern um Flüchtlinge, die auf den Straßen und Plätzen der Stadt gestrandet sind.

Fatima sitzt auf einem Pappendeckel, darauf, ordentlich aufeinandergestapelt, liegen einige Decken und Polster. An den Baumstamm gelehnt: ein paar Plastik-Tragetaschen und Müllsäcke mit Kleidung. Zu ihren Füßen krabbelt ein Baby. Die Frau sieht erschöpft aus. Vor zwei Tagen ist die junge Afghanin mit ihrer Familie in Athen angekommen. Jetzt sind die paar Quadratmeter Pappe auf den grauen Steinplatten des Viktoria-Platzes ihr Zuhause. Dennoch: „Es ist besser, hier zu sein, als in Moria leben zu müssen“, sagt Fatima.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich in den vergangenen Monaten das Elend von den griechischen Inseln auf das Festland verlagert. Schnellere Asylverfahren brachten seit dem Sommer mehr Flüchtlinge nach Athen, wo sie auf den Plätzen der Stadt strandeten. Eine Woche, manchmal auch länger, harren die Menschen im Freien aus und warten darauf, dass sie von den Behörden in Flüchtlingslager bei Athen gebracht werden. Viele der Menschen sind anerkannte Flüchtlinge mit dem Rechtsanspruch auf Unterbringung. Aber sie landen auf der Straße, weil es in Griechenland keinen Plan gibt, der ihre Betreuung auf dem Festland regelt.

Der Viktoria-Platz in einem abgewohnten Stadtviertel der griechischen Hauptstadt ist einer der Brennpunkte. Auf dem Platz an der gleichnamigen U-Bahn-Station, der von kleinen Geschäften und Lokalen umgeben ist, lebten bis in den Herbst hinein zwischen 100 und 200 Menschen. Es gibt keine Toiletten und Duschen, keinen Zugang zu Trinkwasser. Lediglich die großen Bäume spenden etwas Schatten.

Alles anders in der Pandemie

Wie jeden Nachmittag sind Schwester Ewa Pliszcza, Schwester Viktoriya Kovalchuk und Schwester Leoni Pregunta auf den Viktoria-Platz gekommen. Schwester Ewa und Schwester Leoni versuchen, mit den Flüchtlingsfrauen ein Gespräch zu beginnen. „Wir laden sie ein, in unser Tageszentrum zu kommen“, sagt Schwester Ewa. „Im Women Day Center können Frauen und Kinder duschen, Wäsche waschen, sich in der Kleiderkammer Gewand und Schuhe holen und zur Ruhe kommen“, erklärt die aus Polen stammende Steyler Missionarin. Schwester Leoni verteilt Kärtchen mit der Adresse des Tageszentrums, dann zeigt sie zwei Frauen den Weg in die Smyrnis-Straße, in der sich die Einrichtungen des „Jesuit Refugee Service“ (JRS) befinden. Seit 2017 arbeiten die Steyler Missionsschwestern in Athen mit dem Flüchtlingsdienst der Jesuiten und freiwilligen Helferinnen und Helfern zusammen. Derzeit gehören vier Schwestern zu der kleinen internationalen Gemeinschaft. Die Corona-Pandemie hat ihre Aktivitäten verändert: „Wir mussten unsere Teestube schließen, die ein beliebter Treffpunkt für die geflüchteten Menschen war“, bedauert Schwester Ewa. „In die Sprachklassen können wir nur mehr eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern aufnehmen. Viele Menschen haben den Zugang zu unseren Angeboten verloren.“ Deshalb gehen die Schwestern jetzt dorthin, wo sich die Flüchtlinge aufhalten – beispielsweise auf den Viktoria-Platz. Sie beschäftigen sich mit den Kindern, es gibt Sprachunterricht und andere Kurse.

Spontane Hilfe von der Bevölkerung

Die Steyler Schwestern wissen, dass sie das weltweite Flüchtlingsproblem nicht lösen können. „Unsere Arbeit ist ein Tropfen im Flüchtlingsozean, aber für Fatima, Ganja, Esperanse, Omid, Valid, Hasan und Arash kann sie sehr wichtig sein“, so Schwester Viktoriya. Und ganz allein sind die Missionarinnen auch nicht: Da sind die Griechen, die im Sommer spontan Wasser und Brot am Viktoria-Platz vorbeibrachten. Der Besitzer eines Lokals, der die Flüchtlinge seine Toilette benutzen lässt. Oder die drei Mitarbeiterinnen einer Apotheke: „Als wir mit unseren Besuchen am Viktoria-Platz begannen, stellten wir fest, dass viele Kinder an Krätze litten. Weil schnelle Hilfe notwendig war, brachten wir sie zu der Apotheke dort. Die Frauen reinigten ihre Haut, strichen eine Salbe auf – und verlangten kein Geld dafür“, berichtet Schwester Ewa.

Wird man da nicht zornig auf die Politiker und Behörden in Griechenland und der EU, angesichts des Flüchtlingselends? „Wut und Zorn würden nur meine Energie rauben. Es ist besser, wenn ich sie für meine Arbeit mit den geflüchteten Menschen verwende“, sagt Schwester Viktoriya.

Noch mehr zur Arbeit der Steyler Missionsschwesten in Griechenland erfahren Sie in unserer Zeitschrift.

Zur Rubrik

  • Engagieren Sie sich beim Freiwilligendienst „Mission Beyond Borders“ der Steyler Missionsschwestern! Freiwillige können für zwei bis sechs Monate in Projekten im Bereich Flüchtlingsarbeit an den europäischen Grenzen mitarbeiten.
  • Kontakt für Österreich und Südtirol: Sr. Maria Chiara Ellecosta SSpS, mbb@ssps.at
  • Für Deutschland-Süd: Magdalena Beier, magdalena.beier@ssps.de
  • Für Deutschland-Nord: Sr. Bettina Rupp SSpS, bettina.rupp@ssps.de

 

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