Erstellt von Ulla Arens

Steyler helfen Menschen auf philippinischen Müllhalden

Haus auf einer Müllkippe
Leben im Müll

Ein Haus aus Müll auf einer Müllhalde - ein menschenwürdiges Leben ist das nicht. Die Steyler helfen, um den Menschen richtige Wohnungen zu beschaffen. | Foto: Karl Fluch

Auf den vier Müllhalden im Großraum Cebu auf den Philippinen leben und arbeiten Tausende Menschen. Pater Heinz Kulüke SVD sorgt dafür, dass vor allem kinderreiche Familien wegziehen können – in eigene, kleine Häuser

‚Leben jetzt‘: Pater Heinz, seit 35 Jahren kümmern Sie sich mit der von Ihnen gegründeten Organisation JPIC in Cebu auf den Philippinen um Menschen, die auf Müllhalden leben. Sie haben sogar selbst eine Weile mit ihnen gewohnt und gearbeitet. Wie fühlt sich das Leben dort an?
Heinz Kulüke SVD: Alles dreht sich um Müll. Die Menschen sammeln Müll, den sie weiterverkaufen können. Sie essen, was sie im Müll finden. Ihre Kleidung stammt aus dem Müll, ihre Hütten sind aus Müll gebaut. Sie streiten sich um den Müll. Und sie sterben wegen des Mülls. Alte wie Junge erkranken an Tuberkulose, Polio, Asthma, Lepra, bekommen Tollwut durch Rattenbisse. Kinder werden von den schweren Müllwagen überfahren. Einmal musste ich in einer Woche 17 Kinder beerdigen.

Lj: Was hat sich in all den Jahren für die Menschen dort geändert?
Kulüke SVD: Der extreme Gestank, der Rauch, die Krankheiten, das Ungeziefer – daran hat sich nichts geändert. Allgemein ist die Situation der Menschen eher schlechter geworden. Zum einen, weil inzwischen viel mehr von ihnen in den Müllhalden leben, weit über 10.000. Zum anderen, weil es weniger Müll gibt. In den Bergen wurde eine neue Anlage gebaut. Inzwischen fahren nur noch kleine Müllwagen zu den vier Halden im Großraum Cebu, außerdem ist der Müll bereits vorsortiert. Die Menschen verdienen weniger, gleichzeitig ist der Preis für Reis drastisch gestiegen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht.

Lj: Und die wäre?
Kulüke SVD: Es arbeiten dank unserer Arbeit kaum noch Kinder auf den Deponien. Stattdessen gehen sie zur Schule.

Lj: Wie haben Sie das geschafft?
Kulüke SVD: Indem wir eine Kita an die Deponie gebaut haben. Da konnten wir die Kinder nicht nur betreuen, sondern auch gut ernähren und medizinisch versorgen. Sie wurden viel seltener krank. Das Ende der Kita-Zeit haben wir dann groß gefeiert, wie ein Examen an der Uni. Damit gewannen wir mit der Zeit das Vertrauen der Eltern. Sie verstanden dann auch, wie wichtig ein Schulbesuch ist.

Lj: Und dann haben Sie mit dem Bau von Siedlungen begonnen?
Kulüke SVD: Seit Anfang der 90er-Jahre haben wir über 1.500 Häuser gebaut. Bei der Entscheidung, wer einziehen darf, haben Familien mit kleinen Kindern Priorität. Vorher mussten sie auf sechs bis zehn Quadratmetern leben. Jetzt bewohnen sie ein Reihenhaus mit 48 Quadratmetern. Und einer Toilette. Die Siedlungen haben außerdem ein Gemeinschaftszentrum, eine Einkaufsmöglichkeit und einen Spielplatz. Einmal in der Woche kommt ein medizinisches Team vorbei.

Lj: Arbeiten die Menschen weiterhin als Müllsammler?
Kulüke SVD: Solange es Müll gibt, werden Menschen auf den Deponien arbeiten. Auch einige der Umgesiedelten arbeiten nach wie vor dort. Andere haben in einer Müllaufbereitungsanlage Arbeit gefunden oder sind in anderen Berufen untergekommen, etwa als Lastenradfahrer. Als die Siedlungen gebaut wurden, haben wir die zukünftigen Bewohner zu Schreinern und Maurern ausgebildet. Sie haben jetzt Jobs in der Bauindustrie. Die Kinder, die in den Siedlungen groß geworden sind, arbeiten in unterschiedlichen Berufen, auch im Ausland. Viele in Callcentern, wo sie das Doppelte des Mindestlohns verdienen.

Lj: Wie wird es weitergehen?
Kulüke SVD: Bislang haben wir weit über 7.000 Menschen umgesiedelt. Wir würden gerne weiterbauen, aber die Grundstückspreise sind ex­trem gestiegen. Da fehlt uns das Geld. Wenn wir uns wieder Neubauten leisten können, werden diese aus Platzgründen sicher fünfstöckig.

Lj: Was bedeutet für Sie persönlich die Arbeit mit den Müllsammlern?
Kulüke SVD: Alles. In den Begegnungen mit ihnen habe ich Gott gefunden. Denn der lebt auf der Straße und auf den Müllhalden, bei den Menschen in Not.

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Pater Heinz Kulüke SVD hat in der Begegnung mit den notleidenen Menschen Gott gefunden. Zu helfen bedeutet ihm alles. | Foto: Karl Fluch

Philippinen – Land der Gegensätze

Auf den 7.641 Inseln leben etwa 115 Millionen Menschen, 87 Millionen davon sind Katholiken – ein Erbe der über 300 Jahre währenden Herrschaft der Spanier. Seit 2022 regiert Ferdinand Marcos Jr., der Sohn des früheren Diktators Marcos. Korruption ist weitver­breitet, die Menschenrechtsbedingungen sind schlecht. Der Gegensatz zwischen Arm und Reich ist groß.

Spenden

Wenn Sie die Arbeit von Pater Heinz Kulüke SVD mit den Müllsammlern unterstützen wollen, können Sie spenden:

Deutschland
Steyler Mission
IBAN DE77 3862 1500 0000 0110 09
Stichwort: LJ24CEBU

Österreich
Missionsprokur St. Gabriel International
IBAN AT26 2011 1800 8068 0800
Einzahlungsreferenz: 1335X

Schweiz
Steyler Missionsprokur
IBAN CH16 0900 0000 9001 3192 2
Stichwort: Müllsammler Cebu

Falls Spendenbescheinigung gewünscht, bitte Adresse angeben

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