Erstellt von Ulla Arens, Mitarbeit: Claucio Domingues
Steyler Projekt

Steyler im Einsatz für Menschen mit Albinismus in Mosambik

Beschreibung

Mariama, eine junge Frau mit Albinismus, steht mit ihrer zweijährigen Tochter Nafisa auf dem Arm vor einer Lehmwand. Sie leben gemeinsam mit Mariamas Mutter, nachdem ihr Mann gestorben ist
Mariama ist alleinerziehend mit einer zweijährigen Tochter. In ihrer Familie ist ie die einzige mit Albinismus

Mariama ist die jüngste von vier Geschwistern und die einzige mit Albinismus. Sie lebt mit der zweijährigen Tochter Nafisa bei ihrer Mutter. Mariamas Mann ist gestorben | Fotos: SVD

Weil sie anders aussehen, sind Menschen mit Albinismus in Mosambik zwei tödlichen Gefahren ausgesetzt: Vorurteilen und der Sonne. Steyler Missionare geben medizinische Hilfe und klären auf

Mariama backt Kuchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ihn selbst auf dem Markt von Liupo, einem Ort im Landesinneren von Mosambik, anbieten, kann sie nicht. Kaum einer würde ihn kaufen. In ihrem gelernten Beruf als Krankenpflegerin hat sie keine berufliche Zukunft. Frauen wollen nicht von ihr entbunden werden oder sich behandeln lassen.

Die 27-Jährige hat Albinismus, eine genetisch bedingte Erkrankung, die weltweit auftritt. Betroffene können den Farbstoff Melanin nicht bilden. Haut, Haare und Augen sind deshalb sehr hell. Bei der weißen Bevölkerung fällt das weniger auf, bei der schwarzen aber sehr. In Afrika, südlich der Sahara, sind besonders viele davon Menschen betroffen. In Mosambik leben geschätzt zwischen 20.000 und 30.000 Menschen mit Albinismus. Sie leiden – wie auch in anderen Regionen Ostafrikas – unter Diskriminierung und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Denn sie gelten als verflucht, als unsterbliche Geister, Unglücksbringer. Es heißt, sie seien eine Strafe Gottes.  

Menschen mit Albinismus sind in Ostafrika in Lebensgefahr

Die zunehmende Armut in Ostafrika führte sogar dazu, dass die alten Mythen über die magischen Kräfte von Menschen mit Albinismus wieder auflebten. Eine tödliche Gefahr. Heiler führen Rituale mit ihren Körperteilen – wie Gliedmaßen, Organen, Knochen – durch, stellen daraus einen Trank oder Amulette her. Diese sollen Wohlstand bringen, Glück oder heilende Kräfte haben. Dafür werden Menschen mit Albinismus entführt, bei lebendigem Leib verstümmelt, getötet, die Körperteile für sehr viel Geld verkauft. Sogar Babys und Kinder sind unter den Opfern. Die meisten Fälle ereignen sich in abgelegenen ländlichen Gebieten, auch Angehörige können an den Taten beteiligt sein.

„Allein in diesem Jahr wurden fünf Menschen mit Albinismus in Mosambik ermordet. Viele dieser Verbrechen werden aber erst gar nicht gemeldet. Seit 2014 gelten mindestens 120 Menschen als vermisst“, sagt Bruder Moacir Rudnick SVD, der in Liupo, im Norden Mosambiks, ein Ernährungszentrum (CPPH –Centro Pastoral e Promoción Humana) leitet. Dort werden Kinder mit Mangelernährung behandelt und außerdem Menschen mir Albinismus unterstützt. Von der Regierung bekommen die Betroffenen keinerlei Hilfe.

Steyler helfen mit Sonnencreme, Schulmaterial und dem Nötigsten zum Leben

Die Betroffenen brauchen aber nicht nur Schutz vor lebensgefährlichen Übergriffen, sondern auch vor tödlicher Erkrankung. Denn die mangelnde Melaninproduktion schützt die Haut nicht vor der UV-Strahlung. Das Hautkrebsrisiko ist stark erhöht, die Lebenserwartung deutlich verkürzt. „Es gibt Berichte, dass in Afrika die meisten Menschen mit Albinismus mit 30 bis 40 Jahren sterben“, sagt Moacir.

Dabei gäbe es einen einfachen Schutz - Sonnencreme. Doch diese Information haben viele Betroffene nicht. Und selbst wenn, können sie sich diese Produkte nicht leisten. Zurzeit versorgen die Steyler über 30 Kinder und junge Menschen mit hochdosierter Sonnencreme und beraten sie medizinisch.

Menschen mit Albinismus sind außerdem von Sehschwäche betroffen

Zusätzlich helfen sie mit Schulmaterialien und Schuluniformen. Weil die Betroffenen meist in sehr prekären Verhältnissen leben, bekommen sie in Zeiten von Hungersnot auch Nahrungsmittel und Saatgut. „Wir versuchen auch, sie zu den zuständigen Stellen und Hilfsorganisationen zu begleiten, damit sie sich untersuchen lassen und im Krankenhaus versorgt werden können.“ Dazu gehört auch eine Untersuchung der Augen.

Denn Betroffene leiden auf Grund der Erkrankung zusätzlich an einer Sehschwäche, die Kinder nicht selten zwingt, die Schule abzubrechen. Wie etwa Fernando. Für ihn war nach der achten Klasse Schluss, er konnte einfach nicht mehr lesen, was an der Tafel stand. Mit seinem jüngeren Bruder Antonio, der ebenfalls unter Albinismus leidet, sitzt er im Steyler Ernährungszentrum, wo er gerade von Bruder Moacir Sonnencreme erhalten hat.

Gemeinsam Einkommensquellen zu finden, mit denen Patienten wie Fernando die Familie ausreichend versorgen können – das ist ein weiteres Ziel von Bruder Moacir. Um ihnen gezielt helfen zu können – sozial, finanziell, medizinisch - möchte er alle Menschen mit Albinismus, die in den Gebieten der Steyler Pfarreien leben, registrieren. Das würde sie auch vor Verstümmelung und Mord schützen. Bislang scheitert sein Vorhaben an den korrupten, lokalen Behörden, die dafür keine Genehmigung erteilen. Vermutlich, so der Missionar, weil sie von Schmiergeldern leben und deshalb die tödliche Praxis nicht unterbinden wollen.

Bruder Moacir wird nicht aufgeben.

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DEUTSCHLAND
Steyler Mission
IBAN DE77 3862 1500 0000 0110 09
Stichwort LJ25LIUP

ÖSTERREICH
Missionsprokur St. Gabriel International
IBAN AT26 2011 1800 8068 0800
Einzahlungsreferenz 1496X
Verwendungszweck Menschen mit Albinismus, Mosambik

SCHWEIZ
Steyler Missionsprokur
IBAN CH16 0900 0000 9001 3192 2
Kennwort Liupo

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