Erstellt von Ulla Arens

Resilienz: Kraftnahrung für die Psyche

Resilienz: Kraftnahrung für die Psyche
Resilienz: Kraftnahrung für die Psyche

Gerade in diesen Zeiten ist Resilienz wichtig - und lernbar. | Foto: AS-photo/shutterstock

Wir reagieren auf Krisen ganz unterschiedlich. Manche Menschen verzweifeln schon bei kleinen Problemen, andere lassen sich auch von großen nicht unterkriegen. Woran liegt das?

Es ist schier unglaublich, was manche Menschen an Leid aushalten können. Auch in unserem Bekanntenkreis kennen wir alle jemanden, den wir dafür bewundern, wie er Krisen begegnet und seelisch unbeschadet aus einem Tief hinausfindet. Die Freundin etwa, die während ihrer schweren Krebserkrankung nicht den Lebensmut verliert, sondern sogar die ihr nahestehenden Menschen tröstet. Die Nachbarin, die nach der Scheidung nicht hadert, sondern ihr Leben als Single annimmt. Auch der Kollege gehört dazu, dem das cholerische Verhalten des Chefs keine schlaflosen Nächte bereitet.

„Resilienz“ nennt man die psychische Widerstandskraft, die diese Menschen auszeichnet. Fachleute definieren sie etwas sperrig als „die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung beziehungsweise Rückgewinnung der psychischen Gesundheit während oder nach widrigen Lebensereignissen“. Auch resiliente Menschen leiden, aber sie kommen aus dem Tal heraus, ohne dauerhafte Stresserkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen zu entwickeln.

Was resiliente Menschen ausmacht

Was ist bei ihnen anders? Haben resiliente Menschen schlicht Glück gehabt und wurden bei der Geburt mit einem seelischen Schutzpanzer ausgestattet? Eher nicht. „Resilienz ist weder Schicksal noch eine feste Persönlichkeitseigenschaft. Es gibt auch kein einzelnes Resilienz-Gen“, so Dr. Bernhard Leipold, Professor für Gesundheitspsychologie an der Universität der Bundeswehr München.

Resilienz ist ein komplexer psychischer Mechanismus, dessen Einzelteile man noch nicht alle kennt. „Genetische und Umwelt-Komponenten spielen dabei genauso eine Rolle wie Vorgänge im Gehirn“, so Prof. Leipold. Und: Resilienz ist nicht statisch. Wer sich einmal resilient gezeigt hat, ist es nicht automatisch immer. Die Trennung vom Partner kann man gut verkraften und gleichzeitig an einem schlechten Chef verzweifeln – oder umgekehrt. Selbst dieselbe Krise würde man zu einem anderen Zeitpunkt im Lebenslauf anders – besser oder schlechter – verarbeiten. Ein Standardrezept gibt es nicht.

Resilienz kann man lernen

Und doch haben wir es ein Stück weit in der Hand, ob und wie wir eine Krise überstehen. „Wir besitzen alle die Fähigkeit zur Resilienz“, betont Dr. Isabella Helmreich. „Sie kann in jedem Alter gefördert werden.“ Die Psychotherapeutin und wissenschaftliche Leiterin des Bereichs „Resilienz und Gesellschaft“ des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung in Mainz weiß, dass es etliche Schutzfaktoren gibt, die die persönliche Widerstandskraft erhöhen. „Es lohnt sich, genau hinzuschauen, welche davon wir bereits besitzen. Und wie wir sie besser nutzen können“, so Dr. Isabella Helmreich.

So können Freunde und Verwandte aber auch  Optimismus, Hoffnung, Selbstwirksamkeit und Freude an Schönem helfen.

Mehr Hinweise und Tipps zum Entwickeln von Resilienz finden Sie in unserer Zeitschrift.

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