Erstellt von Ulla Arens

Kinder auf Indonesien lernen träumen

Kinder auf Indonesien lernen träumen
Kinder auf Indonesien lernen träumen

Im Rehazentrum leben die Kinder wie in einer großen Familie zusammen. | Foto: Wilma Hofmann

In den ländlichen Regionen Indonesiens haben behinderte Kinder kaum eine Chance auf ein würdiges Leben. Die Steyler Schwestern im Rehazentrum St. Damian schenken ihnen eine Zukunft.

Der Tag in St. Damian beginnt um sechs Uhr morgens. Dann heißt es: raus aus den Betten und los zum Morgengebet, bevor das gemeinsame Frühstück beginnt. Trotz der frühen Uhrzeit ist die Laune gut. Die Jungen und Mädchen schwatzen, lachen, kichern. Kinder eben. Und wo immer es geht, helfen sie sich gegenseitig. Wer mit seinen Armen und Händen geschickt hantieren kann, streift einem anderen das T-Shirt über. Wer ohne Krücken läuft, schiebt den Rollstuhl eines Freundes durch den tropisch-grünen Garten hin zur Kapelle. Und wer nicht allein essen kann, der wird gefüttert.

Für die Kinder ist das ganz selbstverständlich. Mitleid wollen sie nicht. Sondern die Chance, sich entwickeln zu können. Das Rehabilitationszentrum St. Damian in Cancar auf der Insel Flores, das von den Steyler Schwestern geleitet wird, schenkt sie ihnen. Hier lernen sie, selbstständig zu leben. Über 80 Menschen mit Behinderungen wohnen auf dem 1,6 Hektar großen Gelände. Zum größten Teil Kinder, aber auch ältere Menschen, die vor vielen Jahren als Patienten hierherkamen und geblieben sind, weil sie nicht alleine leben können.

Geleitet wird das Zentrum von Schwester Isabela Sabu SSpS, die von den Kindern liebevoll „Mama Suster“ (Mama Schwester) genannt wird. Ihre Klienten haben unterschiedlichste Einschränkungen, meist orthopädischer Art, aber auch Leprakranke, Blinde, Kinder mit Lippenspalten und geistig behinderte Kinder finden in St. Damian ein Zuhause auf Zeit. „Wir leben wie in einer Familie zusammen“, sagt Schwester Isabela, selbst ausgebildete Krankenschwester. „Die Kinder lernen hier zum ersten Mal andere junge Menschen kennen, denen es ähnlich geht. Sie begreifen, dass sie nicht die Einzigen mit starken Einschränkungen sind und dass das Leben auch mit Behinderung Sinn und Bedeutung hat.“ Zu Hause, wo es kaum Kontakt nach außen gibt, haben die Kinder keine Wünsche, keine Hoffnung. „Hier öffnet sich ihnen eine neue Welt, sie lernen zu träumen, sich Ziele zu setzen.“

Die Kinder werden operiert und auch physiotherapeutisch behandelt

Ihr Aufenthalt in St. Damian kann bis zu mehreren Jahren dauern. Nicht nur wegen der Therapie, sondern auch, weil die Kinder dort die Möglichkeit haben, in die örtliche Schule zu gehen und einen Abschluss zu machen. Zu Hause, in den abgelegenen Bergdörfern, wo ihre Eltern den ganzen Tag in den Feldern arbeiten, ist das nicht möglich. In dem kleinen Krankenhaus auf der anderen Straßenseite werden kleinere Eingriffe durchgeführt. Vor Corona kam einmal im Jahr ein ehrenamtliches Team australischer Ärzte nach Cancar, um ästhetische und orthopädische Operationen vorzunehmen. Physiotherapie wird im Zentrum selbst angeboten – der große Behandlungsraum ist mit entsprechenden Geräten ausgestattet. Auch wenn sie westeuropäischen Ansprüchen nicht genügen, für die Kinder aus St. Damian ist die Therapie existenziell wichtig. Sie werden massiert, stimuliert, Gelenke werden gelockert oder Muskeln aktiviert.

Ehemalige Patienten bekommen eine Ausbildung, arbeiten in St. Damian

Wenn möglich, versucht sie, den Patienten eine Berufsausbildung zu ermöglichen, etwa als Physiotherapeut, Krankenschwester oder Prothesenbauer. Damit will sie die Zukunft des Zentrums sichern und gleichzeitig Arbeitsplätze für die ehemaligen Patienten schaffen. Denn sie hofft, dass diese nach ihrer Ausbildung in St. Damian arbeiten, auch wenn das Gehalt nicht besonders hoch ist. „Wir würden gerne mehr bezahlen, aber das ist uns leider nicht möglich.“

Alle packen mit an in St. Damian. Die Kinder helfen beim Putzen und Essen vorbereiten, andere Bewohner kümmern sich um die Hühner und Schweine, die für den eigenen Bedarf gehalten werden. Oder sie ziehen Gemüse, pflegen den Garten mit seinen Palmen, Bananenstauden und exotischen Blumen. „Zu arbeiten ist für unsere Bewohner wichtig, denn das gibt ihnen Würde“, so Schwester Isabela. Für sie ist es eine große Freude zu sehen, wie positiv sich die Kinder entwickeln, wie sie den Spaß am Leben entdecken. „Ich kann so viel von ihnen lernen“, sagt sie. „Die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, wie sie sind. Und die Bereitschaft, für wichtige Ziele zu kämpfen.“

Mehr zur Arbeit der Steyler Missionare erfahren Sie in der deutschen und österreichischen Ausgabe unserer Zeitschrift.

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St. Damian liegt in Cancar, nahe der Stadt Ruteng. | Foto: Wilma Hofmann

St. Damian

Gegründet wurde das Zentrum 1965 von der deutschen Schwester Virgula Schmitt SSpS. Anfangs war es eine reine Leprastation, mit der Zeit wurden auch Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen aufgenommen. Viele waren von ihren Eltern verstoßen worden. Seit es mehr Aufklärung gibt, habe sich das geändert, so Schwester Isabela.

Wenn Sie die Arbeit der Steyler Schwestern in St. Damian unterstützen wollen, können Sie spenden:

Deutschland:
Steyler Missionsschwestern e.V.
IBAN: DE76 3862 1500 0000 0106 39
Stichwort: St. Damian – Leben jetzt

Österreich:
Missionsprokur St. Gabriel International
IBAN: AT26 2011 1800 8068 0800
Referenznummer: 1176x

Falls eine Spendenbescheinigung gewünscht wird, bitte Adresse angeben.

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