Erstellt von Ulla Arens

Steyler gründen Selbsthilfegruppen für Frauen in Indien

Selbsthilfegruppen für Frauen in Indien
Selbsthilfegruppen für Frauen in Indien

Eine neue Einnahmequelle: Süßigkeiten aus den Früchten des Butterbaums | Foto: SVD

Im ostindischen Bundestaat Odisha gehören etwa 80 Prozent der Menschen zu indigenen Minderheiten. Mehr als die Hälfte der Menschen dort können nicht lesen und schreiben, die Armut in den Lehmhütten ist groß. Die Selbsthilfegruppen der Steyler helfen Frauen, für ihre Rechte einzustehen und finanziell unabhängig zu sein

Zwei abgegriffene, blaue Scheine legt Ranjita Majhi vor sich auf die bunte Decke: 100 Rupien. Umgerechnet 1,15 Euro. Die Ersparnis eines Monats. Die anderen Frauen der Selbsthilfegruppe im Dorf Kutunia tun es ihr gleich, Scheine und Münzen häufen sich. Jeden Monat entrichten die Frauen diesen festgelegten Betrag, der auf das gemeinsame Konto eingezahlt wird.

Das Geld ist gut angelegt. Die Gruppe finanziert damit gemeinsame Projekte, die ihre wirtschaftliche Situation verbessern. Aber auch ein einzelnes Mitglied kann einen Kredit bekommen – etwa um neue Samen oder eine Ziege zu kaufen – und muss ihn fristgerecht mit nur einem Prozent monatlicher Zinsen zurückzahlen.

Seit 2018 gibt es die Selbsthilfegruppen der Steyler Missionare: „Für 523 sind wir inzwischen zuständig“, sagt Pater Cherian Joseph SVD, Direktor der Organisation „Divya Seva Sangh“ (DSS, Gottesdienstliche Vereinigung). „Geleitet werden sie von indigenen Frauen, die wir zu unterschiedlichsten Themen ausbilden und die ihr Wissen dann weitergeben.“

Welche Rechte haben Frauen?

Das Ansparen von Geld ist eine wichtige Aufgabe der Gruppen, aber bei Weitem nicht die einzige. So lernen die Frauen moderne Anbaumethoden kennen, die eine bessere Ernte liefern. Dazu gehört das „System of Rice Intensification“ (SRI). Bei dieser Methode werden die Setzlinge früher und mit größerem Abstand in den Boden gepflanzt. Die Felder werden nicht mit Wasser geflutet, sondern nur bewässert. Das Verfahren ist  umweltschonender und durch die größere Ernte braucht man weniger Fläche für Reis und kann zusätzlich Gemüse anpflanzen.

Auch Monika Xaxa aus dem Dorf Budhan baut Reis nach der SRI-Methode an und betreibt ökologischen Gemüseanbau. Einträglich ist für die 35-Jährige auch der Anbau von Chilipflanzen. „Damit habe ich dieses Jahr zusätzlich schon 90 Euro verdient“, sagt die zweifache Mutter. Durch die Selbsthilfegruppe hat sich ihre finanzielle Situation deutlich verbessert.

Zum ersten Mal erfahren die Frauen hier, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, welche Rechte sie als Frau haben und wie wichtig es ist, auch die Töchter zur Schule zu schicken. In der Gruppe finden sie den Schutzraum, um über häusliche Gewalt oder den Alkoholmissbrauch der Männer zu sprechen.

„Wir müssen unsere Stimme erheben, wenn Frauen diskriminiert, belästigt oder verfolgt werden“, sagt Monika Xaxa.

Mehr zur Arbeit der Steyler Missionare erfahren Sie in unserer Zeitschrift.

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Ohne Mann ist eine Frau kaum etwas wert."

Weil diese Haltung in Indien noch immer weit verbreitet ist, kämpft die Aktivistin V. Rukmini Rao jetzt schon seit 40 Jahren dagegen. ,Leben jetzt'-Redakteurin Ulla Arens hat mit ihr über Frauenrechte in Indien gesprochen. Das Interview finden Sie in unserer Zeitschrift.

Wenn Sie das Steyler Projekt von Pater Cherian Joseph SVD unterstützen wollen, können Sie spenden:

DEUTSCHLAND
Steyler Mission
IBAN DE77 3862 1500 0000 0110 09
Stichwort: 23LJINEA

ÖSTERREICH
Missionsprokur St. Gabriel International
IBAN: AT26 2011 1800 8068 0800
Einzahlungsreferenz: 1270X

SCHWEIZ
Steyler Missionsprokur
IBAN CH16 0900 0000 9001 3192 2
Stichwort: Leben jetzt – Selbsthilfegruppen Indien

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