Erstellt von Ulla Arens

Geschichten vom Abschied: Als Missionarin auf Zeit vom Bauernhof nach Paraguay

Johanna Brosthaus auf einem Traktor am elterlichen Hof
Sie denkt gern und viel zurück an die Zeit in Paraguay. Ein Besuch ist geplant

In Paraguay lebte und arbeitete Johanna Brosthaus auf einer Farm mit angeschlossener Schule. Mit der Landwirtschaft ist sie durch den elterlichen Betrieb von klein auf vertraut. | Foto: Selina Pfrüner

Johanna Brosthaus, 23, ging nach dem Abitur für ein Jahr als Missionarin auf Zeit (MAZ) nach Paraguay. Die Heimkehr nach Deutschland fiel ihr schwer

2018 reiste ich als Missionarin auf Zeit nach Paraguay. Ein Jahr später ging es wieder zurück nach Hause. Um es gleich vorweg zu sagen: Der zweite Abschied ist mir ungleich schwerer gefallen. Bis heute schmerzt es, wenn ich daran zurückdenke, dass ich das Land und die Menschen, die ich so liebgewonnen hatte, zurücklassen musste.

Aufbruch nach Paraguay

Bei der Hinreise war ich eher aufgeregt und nervös als traurig, dass ich meine Familie und Freunde verlassen würde. Es war ja auch kein Abschied für immer, und nach dem Abitur waren alle ohnehin in Aufbruchstimmung. Mitschülerinnen und Mitschüler zogen zum Studieren in andere Städte oder gingen auf Weltreise. Und auch ich wollte für eine Weile weg – ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Da meine Großtante und mein Großonkel Steyler Missionare waren, lag es nahe, mich für das MAZ-Programm zu entscheiden. Nach einem dreiwöchigen Sprachkurs in Asunción fuhr ich nach Pastoreo im Süden des Landes: Dort lag die Landwirtschaftsschule San Benito, die von Pater Jan Krajza geleitet wurde – mein Einsatzort. Nach einer mehrstündigen Autofahrt durch ein riesiges Unwetter kam ich nachts an – und fühlte mich erst einmal völlig verloren.

Ich habe mir dann Aufgaben gesucht: im Garten, auf dem Feld und natürlich bei der abendlichen Freizeitgestaltung für die Schülerinnen und Schüler. Von Anfang an hatte ich Katta an meiner Seite, eine Freiwillige aus Polen, die schon seit längerer Zeit dort war. Wir haben uns schnell angefreundet und zusätzlich in den umliegenden drei Steyler Gemeinden pastorale Arbeit gemacht: Firmunterricht gegeben, ­Klavierstunden, Gottesdienste vorbereitet und gestaltet, Chorproben organisiert. Den Steyler Schwestern im Nachbarort half ich in der Verwaltung. Zeit für Heimweh hatte ich keine, das kam höchstens mal kurz, wenn ich mit Zuhause telefonierte. Sobald ich mich nach einigen Wochen auf Spanisch gut genug verständigen konnte, war klar: Das hier ist jetzt mein Zuhause, hier will ich sein.

Abschied für immer

Als das Jahr vorbei war, wollte ich nicht weg. Das Packen habe ich immer wieder aufgeschoben, der Abschied wäre sonst zu real geworden. Und es war ja diesmal ein Abschied für immer – von Katta, Pater Jan, den vielen Kindern und Jugendlichen. Ich habe nicht geweint bei meinem Abschiedsfest, ich habe mich innerlich eher taub gefühlt.

Pater Jan fuhr mich zum Flughafen. Ich werde ihn nie wiedersehen. Er ist an Corona gestorben. Zu den anderen habe ich noch Kontakt. Und auch wenn es anders sein wird als in diesem wunderbaren Jahr: Ich werde sie besuchen.“

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Was sind Missionare auf Zeit?

Das Programm MissionarIn auf Zeit (MaZ) der Steyler Missionare bietet weltoffenen Menschen ab 18 Jahren die Möglickeit für ein Jahr in einem weltkirchlichen Projekt in einem anderen Land oder gar Kontinent mitzuarbeiten. In einer Ordensgemeinschaft können die Freiwilligen ihren Horizont erweitern, in eine neue Kultur eintauchen und neue Glaubenserfahrungen machen. Das Programm steht unter dem Motto „mitleben, mitbeten, mitarbeiten“.

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