Erstellt von Eva Fischer
Körper & Seele

Klosterküche aus dem Stift Seitenstetten in Niederösterreich

Beschreibung

Stift Seitenstetten in Niederösterreich
Stift Seitenstetten im gleichnamigen Ort in Niederösterreich ist bekannt für seine gute Küche

„Vierkanter Gottes" - so wird das Benediktinerstift Seitenstetten in Niederösterreich genannt | Foto: Stift Seitenstetten

Das Stift Seitenstetten im niederösterreichischen Mostviertel wird „Vierkanter Gottes“ genannt. Wer davorsteht, versteht schnell, warum: Die Anlage wurde im Barock zu einem mächtigen Vierkanthof umgebaut – eine Bauform, die sonst den großen Bauernhöfen der Region vorbehalten ist. Doch gegründet wurde das Kloster bereits 1112 von Ritter Udiskalk, Edelfreier zu Stille und Heft. Seitdem leben hier nicht Bauern, sondern Benediktiner – heute 25, früher weit mehr

Fasten und Feiern bestimmten seit jeher den Rhythmus. Von Kreuzerhöhung am 14. September bis Ostern dauerte mitunter die Fastenzeit. Auf den Tisch kamen schlichte Speisen, abends oft Kartoffeln. Kein Zufall: In Seitenstetten begann 1621 der erste dokumentierte Kartoffelanbau in Niederösterreich. Ob die Brüder in den langen Fastenzeiten von Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn, Salzburger Striezel oder Marillenknödel träumten? Gut möglich, denn bis heute sind sie aus der Klosterküche nicht wegzudenken – so sehr, dass der himmlischen Mehlspeis sogar ein eigenes Kochbuch gewidmet ist. An Festtagen, besonders den Namens- und Wahltagen der Äbte, war die Tafel reich gedeckt: gesulzte Forellen, Hühner nach Fasanart oder Pomeranzentorte. Bis zu elf Gänge sind belegt. Im Barock kamen neue Eindrücke aus Italien hinzu: Mandeln, Zitronen oder Zibeben – getrocknete Weinbeeren. Noch heute erinnert der Hofgarten an diese kulinarische Fülle.

Und noch immer richtet sich der Speiseplan nach dem Zyklus des Kirchenjahres – und dem, was die Jahreszeiten hergeben. Gekocht wird von Frater David. Er bringt mit seinem Team täglich rund 120 Mahlzeiten auf den Tisch: für die Brüder, die Gäste und die Schüler des Stiftsgymnasiums, dessen Schulleiter Abt Petrus Pilsinger ist. Besonders schätzt das gemeinsame Essen Pater Andreas Tüchler, 45, seit einem Vierteljahrhundert im Stift. Als Seelsorger ist er oft bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen in den 14 Pfarren unterwegs: „Da freut man sich, wenn man daheim mit den Brüdern essen kann.“ Seit 2023 ist er wieder Gastmeister im Stift Seitenstetten und verantwortlich für Besucher, Personal und das Gastbüro. Am Namenstag aber steht er selbst im Mittelpunkt: Dann darf sich jeder Bruder sein Leibgericht wünschen. Für Pater Andreas ist klar – am 30. November gibt es Wild, am liebsten Reh.

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